Marokko

König Mohammed ermöglicht »Zentralrat der Juden«

Blick über die Altstadt von Casablanca Foto: PantherMedia / Anna Opoleva

Marokkos jüdische Gemeinschaft wird künftig eine staatlich anerkannte Organisationsstruktur erhalten. Das jedenfalls sieht eine Empfehlung des Innenministers Abdelouafi Laftit vor, die König Mohammed VI. am Mittwoch vergangener Woche in einer Kabinettssitzung genehmigte, der er persönlich beiwohnte.

Drei Gremien sollen gebildet werden, die »die Angelegenheiten der Gemeinschaft verwalten«, das »immaterielle Erbe« als Bestandteil der Kultur des Landes pflegen und »die Verbindung der im Ausland lebenden marokkanischen Juden mit ihrem Herkunftsland« stärken sollen.

körperschaften Erstmals wird damit die Bedeutung der jüdischen Gemeinschaft in Marokko durch entsprechende Körperschaften des öffentlichen Rechts festgeschrieben. In einer Erklärung des Königspalasts in Rabat hieß es, die Maßnahmen seien Ausdruck des Vertrauens, das der König als »Befehlshaber der Gläubigen, Garant der Freiheit der Religionsausübung für alle Marokkaner, unabhängig von ihren religiösen Überzeugungen« habe. Die »hebräische Kultur« wird dabei als ein integraler Bestandteil der marokkanischen definiert.

Knapp 3000 Juden leben heute in Marokko.

Jüdisches Leben in Marokko ist mehr als 2000 Jahre alt. Das Land beheimatete früher – und auch heute noch – die größte jüdische Gemeinde der arabischen Welt. Allerdings leben in dem Königreich aktuell gerade einmal knapp 3000 Juden, die allermeisten davon in Casablanca. Überalterung und Abwanderung bedrohen auch diese kleine Gemeinschaft.

In den 40er-Jahren waren noch rund zehn Prozent der marokkanischen Bevölkerung Juden, und zwar etwa 250.000 – mehrheitlich Nachfahren sefardischer Juden, die einst vor der Inquisition aus Spanien geflohen waren. Nach der Staatsgründung Israels 1948 und manchen antisemitischen Anfeindungen fühlte sich ein Großteil der Juden verunsichert – es folgte ein wahrer Exodus.

kulturerbe Dennoch gab es einige Juden, die blieben und im Marokko der Gegenwart Karriere machen konnten. Einer der bekanntesten von ihnen ist André Azoulay, treibende Kraft hinter Wirtschaftsreformen sowie persönlicher Berater von König Mohammed VI. sowie seinem Vater König Hassan II. Seit einigen Jahren unternimmt Rabat verstärkt Anstrengungen, das jüdische Kulturerbe zu bewahren und die Rolle der jüdischen Gemeinschaft zu stärken.

So wurden weit über 100 Synagogen in den vergangenen Jahren umfassend restauriert. Als Katalysator dieser Entwicklungen kann die Unterzeichnung eines Normalisierungsabkommens zwischen Israel und Marokko Ende 2020 bezeichnet werden.

Zudem soll ein Komitee der marokkanischen Juden im Ausland eingerichtet werden, um die Verbindungen mit dem Herkunftsland zu stärken. Es wird geschätzt, dass rund 700.000 Israelis marokkanische Wurzeln haben. Dazu kommen noch viele Tausend Juden in Frankreich.

Gerichtsurteil

Haftstrafen für Gewalt gegen Israelis in Amsterdam

In digitalen Chat-Gruppen war der Anklage zufolge zu einer »Jagd auf Juden« aufgerufen worden

 24.12.2024

Kanada

Jüdische Mädchenschule in Toronto zum dritten Mal beschossen

Auch im vermeintlich sicheren Kanada haben die antisemitischen Angriffe extrem zugenommen - und richten sich sogar gegen Kinder

 23.12.2024

Bulgarien

Kurzer Prozess in Sofia

Der jüdische Abgeordnete Daniel Lorer wurde von seiner Partei ausgeschlossen, weil er nicht zusammen mit Rechtsextremisten stimmen wollte

von Michael Thaidigsmann  23.12.2024

Großbritannien

Gerechtigkeit und jüdische Werte

Sarah Sackman wurde als frisch gewählte Abgeordnete zur Justiz-Staatsministerin ernannt

von Daniel Zylbersztajn-Lewandowski  23.12.2024

Spanien

Tod in den Bergen

Isak Andic, Gründer der Modekette Mango und Spross einer sefardischen Familie aus der Türkei, kam bei einem Familienausflug ums Leben

von Michael Thaidigsmann  23.12.2024

Australien

»Juden raus«-Rufe vor Parlament in Melbourne

Rechtsextremisten haben vor dem Regionalparlament in Melbourne antisemitische Parolen skandiert

 23.12.2024

Guatemala

Rund 160 Kinder vor ultraorthodoxer Sekte gerettet

Laut Behördenangaben wurden auf dem Gelände von »Lev Tahor« mutmaßliche sterbliche Überreste eines Kindes gefunden

 22.12.2024

Analyse

Putins antisemitische Fantasien

Der russische Präsident ist enttäuscht von der jüdischen Diaspora im Westen und von Israel

von Alexander Friedman  22.12.2024

Diplomatie

Israel und Irland: Das Tischtuch ist zerschnitten

Politiker beider Länder überhäufen sich mit Vorwürfen. Wie konnte es so weit kommen?

von Michael Thaidigsmann  18.12.2024