Boston

Mann sticht acht Mal auf Rabbiner ein

Bereits am Samstag tötete ein Mann in einem Bostoner Vorort zwei Schwarze und wollte offenbar die nahegelegene Synagoge angreifen. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

In den USA wurde am Donnerstagnachmittag ein israelischer Chabad-Rabbiner mit einem Messer angegriffen und erlitt dabei schwere Verletzungen. Der Angriff auf Shlomo Noginski ereignete sich vor einem Chabad-Gebäude in Boston, das auch eine Synagoge beherbergt.

Auf dem Gelände fand zeitgleich ein Sommercamp statt. Allerdings waren zum Zeitpunkt des Angriffs keine Kinder am Tatort.

https://twitter.com/BenAnthony1948/status/1410828857129717771

Kurz nach 13 Uhr Ortszeit näherte sich ein Mann Noginski, als dieser gerade auf der Eingangstreppe des Hauses sitzend telefonierte. Der Angreifer zog eine Waffe und versuchte, Noginski in sein Auto zu zwingen. Als der Rabbiner versuchte zu entkommen, verfolgte ihn der Mann in einen auf der anderen Straßenseite gelegenen Park und stach insgesamt acht Mal zu.

Noginski wurde verletzt, zum Glück nicht lebensbedrohlich. Der Attentäter versuchte zu fliehen, wurde aber nur Minuten später von der Polizei verhaftet und als Khaled Awad, 24, identifizierte. Zum Motiv des Anschlags äußerte sich die Bostoner Polizei zunächst nicht.

Die Polizei verstärkt nun die Sicherheit vor Synagogen und anderen jüdischen Einrichtungen in der Großstadt.

MOTIV Die örtliche Kongressabgeordnete Ayanna Pressley sagte, der Angriff sei ziemlich sicher antisemitisch motiviert gewesen. Antisemitismus sei »eine klare und anhaltende Bedrohung für unsere Gemeinden«, twitterte sie. Die Polizei verstärkte nun die Sicherheit vor Synagogen und anderen jüdischen Einrichtungen in der Großstadt.

Robert Trestan, der regionale Geschäftsführer der Anti-Defamation League (ADL), sagte, der Angriff habe »eine Schockwelle der Angst und Besorgnis durch die Gemeinde geschickt«. Er forderte »volle Transparenz, damit die Gemeinde Antworten darauf bekommt, warum ein Rabbiner vor seinem Gotteshaus Ofer eines Messerangriffs wurde«, sagte Trestan.

MORDE »Wir sind sehr erschüttert über das, was passiert ist, und bitten alle, Rabbiner Noginski in ihre Gebete einzuschließen«, erklärte der Leiter des Chabad-Hauses, Rabbiner Don Rodkin. Man fühle sich durch die Anteilnahme und Solidarität, die man unmittelbar nach dem Anschlag erfahren habe, sehr gestärkt.

Bereits am vergangenen Wochenende hatte der 28-jährige Nathan Allen im Bostoner Vorort Winthrop mit mehreren Schüssen zwei schwarze Menschen ermordet, eine 60-jährige Frau und einen 68-jährigen Mann. Zuvor war er mit einem gestohlenen LKW eines Klempners in ein unbewohntes Haus gefahren.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass das eigentliche Ziel des Attentäters am Wochenende eine nahe gelegene Synagoge war.

Anschließend versuchte er weiteres Fahrzeug aufzubrechen. Als ihm dies misslang, schoss er mehrfach auf die beiden Passanten. Bei einem Schusswechsel mit der Polizei wurde der Attentäter kurze Zeit später erschossen.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass das eigentliche Ziel des Attentäters eine nahe gelegene Synagoge war, auf die er sich während seines Amoklaufs zubewegte. Bei der Durchsuchung von Allens Wohnung fanden die Ermittler antisemitisches und rechtsextremistisches Material. mth

USA

Der Lautsprecher

Howard Lutnick gibt sich als Architekt der amerikanischen Zollpolitik. Doch der Handelsminister macht sich mit seiner aggressiven Art im Weißen Haus zunehmend Feinde

von Sebastian Moll  18.04.2025

Ungarn

Die unmögliche Geige

Dies ist die zutiefst berührende Geschichte eines Musikinstruments, das im Todeslager Dachau gebaut und 70 Jahre später am Balaton wiedergefunden wurde

von György Polgár  17.04.2025

Medien

Noa Argamani ist auf der »Time 100«-Liste

Alljährlich präsentiert das »Time Magazine« die 100 einflussreichsten Menschen der Welt. 2025 ist auch eine freigelassene israelische Geisel dabei

 17.04.2025

USA

Neuauflage von Weinstein-Prozess startet

Vor gut einem Jahr überraschte ein Gericht in New York die Welt und hob das historische Vergewaltigungsurteil gegen Harvey Weinstein auf. Nun wird über die Vorwürfe erneut verhandelt

von Benno Schwinghammer  14.04.2025

Türkei

Die Optimistin

Liz Behmoaras schrieb über das jüdische Leben im Land – und für das Miteinander. Ein Nachruf

von Corry Guttstadt  14.04.2025

Ägypten

Gefährliches Paradies

Der Sinai ist einer der wenigen Urlaubsorte im Ausland, den Israelis auf dem Landweg erreichen können. Gern auch zu Pessach. Aber zu welchem Preis?

von Matthis Kattnig  11.04.2025

Feiertag

Putzen, Plagen, Playmobil

Neben Mazza und Haggada bietet Pessach Raum für ganz neue, individuelle Rituale. Wir haben uns in sieben Familien in Europa und Israel umgehört

von Nicole Dreyfus  11.04.2025

Israel-Boykott

Johnny Rotten nennt Hamas »einen Haufen von ›Judenvernichtern‹ «

Eine irische Zeitung hat versucht, den Ur-Punk Johnny Rotten vorzuführen, der sich kraftvoll gegen einen Boykott Israels wehrt. Das ging gründlich schief

von Sophie Albers Ben Chamo  10.04.2025

USA

Eine Hochschule und ihr LGBTQ-Klub

Die einen feiern den »Meilenstein für queere Juden«, die Yeshiva University rudert zurück. Nicht nur die orthodoxe Gemeinschaft ist verwirrt

von Sophie Albers Ben Chamo  10.04.2025