Herr Kreutner, am vergangenen Wochenende hat in Zürich die zweite Runde des sogenannten Next-Step-Seminars begonnen. Was verbirgt sich hinter dem Namen?
Next Step ist ein Projekt des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds, des Zentralrats der Juden in Deutschland und des Bundesverbands der Kultusgemeinden Österreichs. Es richtet sich vor allem an junge Erwachsene. Ihnen sollen gewisse Skills in den Bereichen Management und Leadership vermittelt werden. Wir wollen damit die künftige Führungsgeneration der jüdischen Gemeinden aufbauen.
Als Referenten hatten Sie diesmal Daniel Neubauer eingeladen, den Chef der Abteilung »Innovatives Lernen« bei der Zurich Versicherung. Was haben die Teilnehmer in den drei Tagen von ihm gelernt?
Daniel Neubauer ist ein absoluter Profi. Er hat den Teilnehmern anhand der Methoden, die er in seinem beruflichen Alltag anwendet, vermittelt, wie man richtig führt und aus welchen Herausforderungen man lernen kann. Er wird uns auch bei den beiden weiteren Seminaren dieser Reihe begleiten: Ende Juni in Berlin und Anfang Dezember in Wien.
Zu welchen Themen werden die Teilnehmer dort arbeiten?
Daniel Neubauer wird das vertiefen, was er in Zürich begonnen hat. Es geht ihm um die vier Bereiche: Wer bin ich? Wie führe ich mich selbst? Wie führe ich andere? Und wie führe ich um mich herum? In Zürich hat er sich vor allem mit den beiden ersten Themenbereichen beschäftigt.
Die erste Runde des Seminars endete vor einem Jahr. Wie haben Sie und die anderen Organisatoren das Seminar evaluiert?
Es war ein Pilotprojekt. Und wenn man etwas zum ersten Mal macht, kann man es danach immer besser machen. Wir haben Feedbacks der Teilnehmer eingeholt und alle Kritikpunkte sehr ernst genommen.
Was haben Sie bei dem aktuellen Seminar anders gemacht?
Wir haben gelernt, dass die Seminare thematisch aufeinander aufbauen müssen, denn die Zeit ist zu kurz, als dass man mehrere große Themen behandeln könnte. Wir haben auch gelernt, dass die Auswahl der Teilnehmer sehr wichtig ist, denn die Gruppe muss am Ende tatsächlich auch als Team agieren. Das hat aus meiner Sicht diesmal wunderbar geklappt.
Haben die Absolventen des ersten Seminars die von Ihnen erdachten Ziele erreicht: sich gut zu vernetzen und das erworbene Wissen in der Führung von Gemeinden und Organisationen auch anzuwenden?
Ich weiß nur über die Schweizer Teilnehmer Bescheid. Diejenigen, die das erste Seminar besucht haben, sind jetzt auch in Gemeinden aktiv, sei es haupt- oder ehrenamtlich. Sie haben Kontakte sowohl nach Österreich als auch nach Deutschland geknüpft und blicken jetzt über die Grenzen hinweg.
In Zürich tickt man anders als in Berlin, Hamburg oder Wien. Knirscht es bei den Seminaren manchmal zwischen den Teilnehmern?
Wir teilen zwar den gemeinsamen deutschen Sprachraum, aber natürlich gibt es kulturelle Unterschiede. Die Führungsmethoden und die Art der Kommunikation unterscheiden sich, es kommt zu Missverständnissen – das haben wir gemerkt. Für die Teilnehmer ist es wichtig, das zu erkennen, denn darauf müssen sie sich einstellen, auch wenn sie nur innerhalb des deutschsprachigen Raums zusammenarbeiten. Das Gute an dem Seminar ist aber, dass man in kleiner Runde unter professioneller Anleitung lernt, damit umzugehen.
Mit dem Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds (SIG) sprach Tobias Kühn.