Man sieht Laura Miró Bonnín ihre Aufregung nicht an, als sie am 30. Mai im Stadtrat von Palma de Mallorca für die jüdische Gemeinde der Balearen spricht: »Die Juden Mallorcas haben Angst, sich als Juden zu erkennen zu geben.« An diesem Tag geht es darum, eine Resolution gegen Antisemitismus und für die Unterstützung Israels durchzusetzen. Miró Bonnín klagt: Die hässliche Fratze des Antisemitismus sei auf der Ferieninsel zurück, mit Beleidigungen und Schmierereien, wie »Israel, Völkermörder« oder »Zionisten raus«, das mulmige Gefühl des »Sich-wieder-verstecken-Müssens« sei zurück.
Auch für sie selbst habe sich seit dem 7. Oktober 2023 alles verändert: »Ich habe Freunde und Kollegen verloren, gesehen, wie Menschen, von denen ich dachte, dass sie die Menschenrechte achten, die abscheulichen Verbrechen der Hamas gefeiert haben«, so Miró Bonnín. Da sei ihr der Hass bewusst geworden, der den Juden noch immer entgegenschlage. Die 31-Jährige, die an der Universität der Balearen (UIB) über die Auswirkungen antisemitischer Hassreden schreibt, versteckt sich nicht.
Für die propalästinensische Gruppe »Ciutadans per Palestina« (Bürger für Palästina) ist sie eine Feindin. Die Aktivisten fordern ihre Entlassung. Unter dem Banner »From the river to the sea« beschimpfen sie Miró Bonnín als »Zionistin«, was im Spanien der links-kommunistischen Sanchez-Regierung als Schimpfwort gilt. Auch davon berichtet die junge Frau den Stadträten. Es schmerze, »dass die Universität Aktivisten auf ihrem Gelände akzeptiert, die den Terrorismus nicht verurteilen und sagen, dass Israel den Holocaust benutze, um einen neuen Völkermord zu begehen. Das ist Antisemitismus«.
Antisemitismus verurteilen und Hassrede bekämpfen
Für den Vorstand der Jüdischen Gemeinde Mallorcas, Ariéh Girondi, ist das eigentliche Problem die Hamas-freundliche Haltung der Regierung Sanchez: »Dies schafft großes Unbehagen in einer Gemeinschaft wie der unseren, deren Durchschnittsalter hoch ist.« Der seit dem 7. Oktober wiederaufflammende Antisemitismus in Spanien habe nichts mit der »Inquisitions«-Vergangenheit Spaniens zu tun, erklärt Alberto Fernandez, Vize-Direktor des amerikanischen Thinktanks MEMRI.
Er entspringe der Linken und extremen Linken in den USA und Europa: »Die derzeitige spanische Regierung neigt zum Antiklerikalismus und lehnt viele der Werte des ›alten Spanien‹ ab. Sie neigt dazu, Katholiken zu verachten, während sie eine weiche Linie verfolgt, wenn es um den Islamismus und den in seinen Reihen weit verbreiteten Antisemitismus geht.«
Anders als auf nationaler Ebene regieren in Mallorca die konservativen Parteien Partido Popular (PP) und zu diesem Zeitpunkt mit Vox. Der Antrag der Vox-Fraktion sieht vor, die Stadtverwaltung von Palma zu verpflichten, jede Form von Antisemitismus zu verurteilen, Hassrede zu bekämpfen und keine städtischen Räume für derartige Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen. Eine breite Mehrheit, auch mit der Mitte-Links-Partei PSOE, nahm zwei der drei Punkte an. Der dritte Punkt, die Unterstützung des Manifests der jüdischen Gemeinde Mallorcas, das die Freilassung der Geiseln und Solidarität mit Israel fordert, wurde nur mit der Mehrheit der konservativen Parteien verabschiedet.
Bedrohung für Europas Freiheit und Zusammenhalt
Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, Präsident der Konferenz der Europäischen Rabbiner, sagte, Mallorcas Politik habe im Gegensatz zum spanischen Festland erkannt, dass es weise sei, nicht die eigene Geschichte Spaniens als einstiges Epizentrum der Inquisition zu vergessen und das zu verurteilen, was Europas Freiheit und Zusammenhalt bedroht: Antisemitismus und Hass auf Israel.
»Ich begrüße den Schritt der konservativen Parteien Mallorcas zur Annahme einer Antisemitismus-Resolution und hoffe, dass auch auf dem spanischen Festland jüdisches Leben wieder mehr Wertschätzung erfährt, statt palästinensischer Propaganda auf den Leim zu gehen.« Als Laura Miró Bonnín abschließend appelliert, besonnen zu diskutieren, bekommt sie im Parlament von Palma großen Applaus.