Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron hat dazu aufgerufen, wachsamer gegenüber Antisemitismus zu sein. Anlässlich des 80. Jahrestages der größten Massenverhaftung von Juden in Frankreich während des Zweiten Weltkrieges sagte er am Sonntag in Pithiviers, die Geschehnisse seien damals von weit her gekommen - aus Hass, aus einem alltäglich gewordenen Antisemitismus.
Man könnte denken, all dies sei lange her, aber mit dem Antisemitismus sei es nicht vorbei. Auch Frankreichs Premierministerin Élisabeth Borne sagte bei einer Gedenkveranstaltung: »Der Kampf gegen den Antisemitismus hört niemals auf.«
Am 16. und 17. Juli 1942 hatten französische Polizisten im Auftrag der deutschen Besatzer rund 13.000 Juden festgenommen, darunter mehr als 4000 Kinder. Sie wurden auf dem Gelände der Pariser Winter-Radrennbahn (Vél d’Hiv) zusammengetrieben und später in deutsche Vernichtungslager deportiert.
In Frankreich wird die Massenverhaftung daher als »Rafle du Vél d’Hiv« bezeichnet. Die Beteiligung der Franzosen blieb jahrzehntelang ein Tabu. Erst 1995 entschuldigte sich der damalige Staatspräsident Jacques Chirac.
Macron sagte bei der Gedenkveranstaltung: »80 Jahre nach dieser Menschheitskrise ist es immer noch dringend, vielleicht sogar mehr denn je wichtig, die Geschichte in Erinnerung zu rufen, um sie abzuwenden, den Hass in unserer Vergangenheit zu erforschen, um ihn in unserer Gegenwart besser hinterfragen zu können.«
Er weihte in Pithiviers auch eine neue Gedenkstätte ein. An dem Ort sowie im nahe gelegenen Beaune-la-Rolande wurden zwischen 1941 und 1943 Tausende Juden in Lagern gefangen gehalten. Vom Bahnhof Pithiviers aus wurden zudem Tausende Juden in Vernichtungslager deportiert. dpa