Am Donnerstagabend wurde in der Stadt Luzern ein junger orthodoxer Jude auf dem Weg in die Synagoge an der Bruchstrasse angegriffen. Der Überfall hat kurz vor der Synagoge stattgefunden, bestätigte Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG), gegenüber dem Nachrichtendienst »20 Minuten«.
Der neuerliche Angriff aus Judenhass reiht sich in eine zunehmende Zahl antisemitischer Vorfälle, die seit dem 7. Oktober 2023 auch die Schweiz erreicht haben.
Der mutmaßliche Täter im aktuellen Fall, ein 46-jähriger Schweizer, habe den Mann zuerst beschimpft und ihm dann mit der Faust ins Gesicht geschlagen. In den sozialen Medien kursiert zudem das Video eines weiteren Angriffs, und das »Opfer des ersten Vorfalls hat bestätigt, dass es sich um denselben Täter handelt», so Kreutner weiter.
In dem Clip beschimpft der mutmaßliche Täter wieder einen Mann und zeigt dabei auch den »Hitlergruß«. Nachdem sich eine unbeteiligte Person dazwischengestellt habe, »konnte möglicherweise eine weitere Handgreiflichkeit verhindert werden», sagte der Generalsekretär. Er nehme an, dass der zweite Vorfall im gleichen Zeitraum stattgefunden habe wie der erste. Kreutner betonte auch, dass es sich um einen der schwerwiegendsten antisemitischen Vorfälle in Luzern handle.
Ein Sprecher der Luzerner Polizei bestätigte gegenüber »20 Minuten«, dass kurz vor 19.15 Uhr im Rahmen der Nahfahndung an der Pfistergasse ein stark angetrunkener 46-jähriger Schweizer festgenommen worden sei. Die entsprechenden Ermittlungen würden laufen.
Verzehnfachung antisemitischer Vorfälle
Seit dem Terrorangriff der Hamas auf die israelische Zivilbevölkerung im Süden des Landes am 7. Oktober 2023 und dem daraus resultierenden Krieg in Gaza haben antisemitische Vorfälle auch in der Schweiz stark zugenommen, sowohl linker Israel-bezogener Antisemitismus sowie islamistisch motivierte Judenfeindlichkeit.
Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund registrierte eine Verzehnfachung antisemitischer Vorfälle. Auch die Schweizer Interkommunale Koordination gegen Antisemitismus und Diffamierung (Organisation Coordination Intercommunautaire contre l’Antisémitisme et la Diffamation) verzeichnet eine massive Zunahme antisemitischer Vorfälle.
Dies zeuge davon, dass Antisemitismus nicht als Problem der politischen Extremen verstanden werden könne, sondern in der Schweizer Gesellschaft breit verankert sei, heißt es auf der Website der Fachstelle für Rassismusbekämpfung der Schweizerischen Eidgenossenschaft. ja