Lord George Weidenfeld ist tot. Der britische Verleger und Diplomat starb am Mittwochmorgen im Alter von 96 Jahren. Dies teilte der Axel-Springer-Konzern in Berlin mit. Weidenfeld war viele Jahre lang Autor der Zeitung »Die Welt«.
Der gebürtige Wiener flüchtete 1938 aus Österreich und ließ sich in London nieder. Dort arbeitete er als politischer Kommentator für die BBC und gründete 1945 mit Nigel Nicolson den Verlag Weidenfeld & Nicolson, für den er bis zu seinem Lebensende arbeitete.
Israels erster Staatspräsident Chaim Weizmann lud Weidenfeld 1948 ein, sein Amtschef zu werden. Ein Jahr lang blieb der junge Politiker in Jerusalem, dann kehrte er wieder nach London zurück. Ende der 60er-Jahre wurde Weidenfeld zum Sir geadelt, 1976 zog er als Lord ins britische Oberhaus und beriet den damaligen britischen Premier Harold Wilson.
Flüchtlinge In seinen letzten Lebensjahren setzte sich Weidenfeld besonders für verfolgte Christen in Syrien und im Irak ein und versuchte, sie zu retten. Da er als junger Mann in England von einer frommen protestantischen Familie aufgenommen wurde, war ihm der jüdisch-christliche Dialog sehr wichtig. »George vergaß nie, was Christen getan hatten, um ihn zu retten«, erklärte der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder. Weidenfeld sei »ein wahrhaft herausragender Mann und eine der inspirierendsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts« gewesen. Ihm sei es gelungen, »mehrere Leben in eines zu packen«, so Lauder weiter.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier erklärte: »Mit Lord Weidenfeld hat die Welt eine herausragende Persönlichkeit verloren. Mit seiner Vielseitigkeit, seinem Scharfsinn und seinem Intellekt hat er uns alle Zeit seines Lebens tief beeindruckt. Er wird uns fehlen.«
Israels Botschafter Yakov Hadas-Handelsman bezeichnete Weidenfeld als eine Ikone für die internationale Presse und das Judentum. »Seinen Beitrag als Intellektueller, Philanthrop, Autor und Verleger für Medien weltweit, für das Verhältnis zwischen Europa und Israel, sowie sein Einsatz für Juden aus allen Ländern, werden wir nie vergessen.«