In London steht mit der Krönung von König Charles III. ein wahrhaft historischer Tag an. Mit seiner Gattin Queen Consort Camilla wird er sich am späten Samstagmorgen vom Buckingham Palace in Richtung Westminster Abbey in Bewegung setzen, einer Kirche, deren Bau im 13. Jahrhundert begann und die seit Hunderten von Jahren für Krönungszeremonien genutzt wird.
Schon Stunden vorher werden die ersten Gäste erwartet. Trotz der Tatsache, dass die Krönung auf den Schabbat fällt, wird mit Präsident Isaac Herzog der höchste Vertreter Israels anwesend sein. Die jüdische Gemeinschaft Großbritanniens wird von Oberrabbiner Sir Ephraim Mirvis vertreten.
Koscher Herzog, Mirvis, Vorsitzender der United Hebrew Congregations of the Commonwealth, Rabbi Nicky Liss von der Highgate Synagogue und sein Kollege Rabbi Joseph Dweck von der S&P Sephardi Community, die ebenfalls zu den Gästen gehören sollen, werden von einem Catering-Unternehmen verpflegt, das sich auf koschere Köstlichkeiten spezialisiert hat. Eine entsprechende Versorgung sicherzustellen, war eine Leichtigkeit. Komplizierter ist der Aspekt, dass die Krönung am Schabbat stattfindet.
Wie die Jewish Telegraphic Agency (JTA) berichtet, lud König Charles Rabbiner Mirvis ein, von Freitag auf Samstag im Clarence House zu übernachten. Von hier aus ist Westminister Abbey innerhalb von 15 Minuten zu Fuß zu erreichen. So ist Mirvis nicht auf einen Transport angewiesen und kann zudem auf dem Weg zu Westminster Abbey einem Schabbat-Gottesdienst beiwohnen.
Wenn Vertreter verschiedener Religionen, darunter Rabbiner Mirvis, dem König gemeinsam einen Gruß vortragen, wird er kein Mikrofon benutzen. Die Frage, ob Juden überhaupt Kirchen betreten sollten, ist umstritten. Laut JTA entschied das Londoner Rabbinical Court vor etwa 50 Jahren, dass Rabbiner dies durchaus dürfen, wenn sie der Monarch dazu auffordert.
fussstapfen »Vor 121 Jahren lief mein berühmter Vorgänger, Oberrabbiner Hermann Adler, an einem Schabbat zur Westminster Abbey, wo er der Krönung von Edward VII. beiwohnte«, sagte Rabbiner Mirvis in einer Videobotschaft. »Es gab einen frühmorgendlichen Schabbat-Gottesdienst. Von dort ging er weiter zur Kirche. An diesem Schabbat werde ich buchstäblich in seine Fußstapfen treten.«
Doch damit nicht genug. Auch das Öl für die Salbung des neuen Königs wurde in Jerusalem konsekriert und zumindest Teile der Kleidung, die Charles III. und die an der Krönung teilnehmenden Soldaten tragen werden, wurden von Kashket & Partners hergestellt, einem jüdischen Familienunternehmen mit großer Tradition.
Und der Cullinan Diamond, der neben vielen weiteren Edelsteinen die Krone ziert, die der neue König tragen wird, wurde von Joseph Asscher, einem niederländischen Juden, geschliffen. Mit 3106 Karat handelt es sich um den größten Diamanten, der jemals gefunden wurde.