In Belgien stößt ein Vorstoß, betäubungsloses Schlachten von Tieren im Landesteil Flandern ausnahmslos zu verbieten, auf Widerspruch. Nach islamischen Organisationen rügt auch die jüdische Gemeinschaft das Vorhaben des flämischen Ministers für Tiergesundheit, Ben Weyts, wie belgische Medien am Dienstag berichteten. »Muslime dürfen auch mit Betäubungsmittel schlachten. Wir hingegen haben keine Alternative«, argumentierte Michael Freilich von der Jüdischen Gemeinschaft Antwerpen.
Ein Totalverbot des rituellen Schächtens laufe auf das gleiche hinaus, wie die Juden »wegzumobben«. »Der Letzte, der uns so ein Verbot auferlegt hatte, war Hitler«, warnte Freilich in der Tageszeitung »De Standaard«. Auch Pinkas Kornfeld vom Forum Jüdischer Organisationen bezeichnete ein Totalverbot des Schächtens als indiskutabel. Er bedauerte in dem TV-Sender atv, dass der Minister seine Pläne nicht mit der Religionsgemeinschaft erörtert habe.
Riten Minister Weyts von der flämischen Regionalpartei N-VA hatte den Vorschlag bereits im Mai dem Ministerrat vorgelegt. Von den Koalitionspartnern, den flämischen Christdemokraten und den Liberalen wurde die Initiative abgelehnt.« Wir müssen den Muslimen, aber auch den Juden die Möglichkeit geben, die Riten ihrer Religion zu wahren«, sagte die Christdemokratin Sonja Claes in »De Standaard«.
In der vergangenen Woche hatte der Minister seinen früheren Beschluss verteidigt, das Schächten an zeitlich eingerichteten Schlachtplätzen in diesem Jahr zu untersagen. Danach soll Schlachten ohne Betäubung etwa zum islamischen Opferfest am 23. September nur noch in anerkannten Schlachthäusern zulässig sein.
48 muslimische Organisationen hatten mit rechtlichen Schritten und Schadensersatzklagen gedroht, falls der Minister diesen Beschluss nicht bis zum 1. September rückgängig macht. Sie regten zudem an, das Opferfest als eine flämisch-kulturelle Tradition anzuerkennen, um mit Ausnahmegenehmigungen das Schächten an befristeten Schlachtplätzen zu ermöglichen. epd