Der Klezmer-Klarinettist Giora Feidman hat die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen und möchte damit nach eigenem Bekunden ein Zeichen setzen. »Nichts lässt mich mehr fühlen, dass ich ein Mensch bin, als die Aussöhnung zwischen den Deutschen und den Juden«, sagte der 88-Jährige der »Neuen Osnabrücker Zeitung«. »Nach dem Krieg hat eine Heilung stattgefunden. Jetzt sind wir eine Familie, eine gesunde Familie. In Deutschland lebe ich als Bruder unter Brüdern.«
Nach intensiven Überlegungen habe er beschlossen, »als Zeichen der tiefen Verbundenheit zwischen dem jüdischen Volk und Deutschland die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen«, erklärte Feidman. »Gerade in einer Zeit, in der populistische Tendenzen und Nationalismus weltweit an Aufschwung gewinnen, sehe ich mich als Künstler in meiner Vorbildfunktion insbesondere gegenüber der jüngeren Generation verpflichtet, die Bedeutung von Offenheit, Solidarität und kulturellem Austausch zu verteidigen.«
Mit Blick auf jüngste Wahlerfolge der AfD sowie antisemitische Töne auch aus dem linken Spektrum betonte der Musiker: »Ich versuche, darüberzustehen. Die Bewegung wird keinen Erfolg haben. Es wird kein Erfolg. Die Gegner der Nazis sind stark.« Antisemitismus sei eine Krankheit. Mittel dagegen seien Bildung, Erziehung, Kultur, Musik und Kunst. »Wir müssen den jungen Menschen vom ersten Schultag an erklären: Deutschland hat Werte und diese Werte schließen jeden Nazismus aus.«