Sie gilt als die bedeutendste Jüdin im England des 13. Jahrhunderts: die Kauffrau Licoricia. Seit vergangener Woche erinnert eine Bronzestatue in ihrer Heimatstadt Winchester an sie.
Licoricia war zu ihrer Zeit eine der führenden Persönlichkeiten in der jüdischen Gemeinde von Winchester und eine der reichsten Frauen Englands. Sie war als Geldverleiherin von König Heinrich III. und Königin Eleanor tätig. Geld aus ihrem Nachlass wurde beispielsweise für den Bau von Westminster Abbey verwendet.
Oberrabbiner Zur Einweihungsfeier der Statue, die Licoricia in der Tracht der Zeit mit ihrem Sohn Asher zeigt, war unter anderem auch der britische Oberrabbiner Ephraim Mirvis in die Stadt im Südwesten Englands gekommen. Prinz Charles musste seine Teilnahme wegen einer Coronainfektion kurzfristig absagen.
In seiner Rede sprach der Oberrabbiner von der »anhaltenden schrecklichen Verfolgung von Juden in diesem Land, die im Jahr 1290 schließlich zur Vertreibung der Juden aus England führte«. In diesen außergewöhnlich schwierigen Zeiten habe es mit Licoricia eine außergewöhnliche Frau gegeben, die ihrem Judentum verpflichtet und »entschlossen war, ihre Familie großzuziehen, ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen und einen Beitrag von unschätzbarem Wert für ihr Land zu leisten«, sagte Mirvis.
Licoricia wurde im Jahr 1200 in Winchester geboren. Zu dieser Zeit galten Juden in England als privates »Eigentum« des Königs. Sie waren von den meisten Berufen ausgeschlossen, der Geldverleih war fast die einzige Möglichkeit für sie, sich einen Lebensunterhalt zu verdienen. Trotz der widrigen Umstände brachte es Licoricia zu Wohlstand. Ihr Schicksal ist tragisch: 1277 wurde sie bei einem Messerangriff getötet.
Spenden Vor fünf Jahren kam die Idee auf, Licoricia mithilfe von Spenden ein Denkmal zu setzen. Der britische Künstler Ian Rank-Broadley hat die Skulptur geschaffen. Er orientierte sich an zeitgenössischen Darstellungen von Frauen ihres Standes. Denn: Von Licoricia selbst ist kein Bild überliefert.
Lawrence de Donges-Amiss-Amiss, der Präsident der Deutsch-Englischen Gesellschaft und Mitglied der Jüdischen Gemeinde Gießen − Winchesters deutscher Partnerstadt −, hatte die Spendentrommel für das Projekt gerührt. Winchester würdige mit der Statue eine bedeutende Frau ihrer Zeit, sagt er. »Dies soll die Öffentlichkeit über die aktive, mittelalterliche jüdische Gemeinde sowie über das Erbe von Winchester aufklären.«
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