USA

Jüdischer Kongress-Veteran vor Abwahl

Eliot Engel bei der »Celebrate Israel«-Parade in New York (2019) Foto: imago

Seit 1988 ist Eliot Engel Mitglied des US-Repräsentantenhauses für seinen New Yorker Wahlkreis. Auf dem Kapitolshügel in Washington gilt er als einer der einflussreichsten Abgeordneten. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Repräsentantenhaus gehört in der US-Politik zu den stärksten Unterstützern Israels.

BRIEFWAHL Doch jetzt könnte Engels Parlamentarierkarriere ein abruptes Ende haben. Nach ersten Auszählungen der Vorwahlen der Demokraten, bei denen die Bewerber für die Neuwahl des Repräsentantenhauses im November aufgestellt wurden, liegt er gegen seinen linken Herausforderer Jamaal Bowman weit zurück. Engel kam bei den in Wahllokalen abgegebenen Stimmen auf 36 Prozent, Bowman auf 61.

Allerdings stimmten bei den Primaries dieses Mal mehr als die Hälfte der Wähler per Briefwahl ab. Diese Stimmen waren am Dienstagabend noch nicht ausgezählt und könnten theoretisch das Endergebnis noch verändern. Bis spätestens Ende diesen Monats soll das Ergebnis vorliegen.

Eine Reihe von Veteranen der New Yorker Demokraten, darunter die frühere Außenministerin Hillary Clinton, der Chef der Senatsgruppe Chuck Schumer und Gouverneur Andrew Cuomo, hatten sich für Engels erneute Nominierung im Wahlkreis Bronx stark gemacht.

UNTERSTÜTZUNG Allerdings erhielt Gegenkandidat Bowman die Unterstützung der jungen und zunehmend populären New Yorker Abgeordneten Alexandria Ocasio-Cortez, die vor zwei Jahren selbst einen Politveteranen aus dem Amt gedrängt hatte und im Gegensatz zu Engel ihre Vorwahl locker gewann. Auch der linke Senator Bernie Sanders sprach sich für Bowman aus.

Der Rabbiner Menachem Genack, ein ehemaliger Berater von Bill Clinton, sagte der »New York Post«, Bowman sei beim Thema Israel »sicherlich nicht so stark wie Engel, und ich glaube auch nicht, dass er gut sein wird.« Man sei »sehr besorgt« darüber, dass die überparteiliche Unterstützung für Israel zumindest auf der Seite der Demokraten langsam erodieren könnte, so Genack.

RÜCKZUG Der 73-jährige Engel ist Enkel von ukrainischen Juden, die in die USA auswanderten. Über mehrere Jahre leitete er den Internationalen Rat jüdischer Parlamentarier.

Engel dürfte nicht der einzige prominente jüdische Politiker sein, der dem Kongress im kommenden Jahr nicht mehr angehören wird. 27 jüdische Abgeordnete gibt es aktuell im Repräsentantenhaus. Engels New Yorker Kollegin Nita Lowey, ebenfalls eine Demokratin und seit 1989 Abgeordnete, hat bereits vor geraumer Zeit angekündigt, nicht wieder anzutreten. Auch Susan Davis aus Kalifornien zieht sich aus der Washingtoner Politik zurück.

Zwar haben einige jüngere jüdische Kandidaten gute Aussichten auf einen erstmaligen Einzug in den Kongress. Sich dort allerdings hochzudienen und einflussreiche Posten zu bekleiden, ist ein langwieriges Unterfangen. In Washington gilt nämlich meist das »Senioritätsprinzip« – wer neu hinzukommt, mahlt zuletzt.

USA

Loyal und radikal

Der künftige Präsident Donald Trump vergibt wichtige Ministerposten an Personen, die bislang nicht durch Kompetenz aufgefallen sind, sondern eher durch Kontroversen von sich reden machten

von Michael Thaidigsmann  21.11.2024

Nachruf

Der Vater des Budget-Tourismus ist tot

Arthur Frommer wurde 95 Jahre alt

von Imanuel Marcus  20.11.2024

New York/Malibu

»Mein Name ist Barbra«

Die Streisand-Autobiografie erscheint auf Deutsch

von Christina Horsten  20.11.2024

Schweiz

Konservative Christen gegen den ESC

Eine Minipartei erwirkt ein Referendum gegen das hohe Rahmenbudget für den Eurovision Song Contest. Dabei geht es auch um Israel

von Peter Bollag  19.11.2024

Italien

Schoa-Überlebende rügt Papst für Genozid-Kommentar

Edith Bruck ist 93 Jahre alt und mit Papst Franziskus befreundet. Jetzt hat sie ihn aber mit deutlichen Worten kritisiert

 19.11.2024

Medien

Ausweitung der Kampfzone

Die israelfeindlichen Täter haben die »NZZ« ganz bewusst zum Abschuss freigegeben. Ein Kommentar

von Nicole Dreyfus  19.11.2024

Tschechien

Oscar-reifer Held am Mikrofon

»Wellen« feiert den KZ-Überlebenden Milan Weiner, der 1968 die Sowjets in Schach hält

von Kilian Kirchgeßner  17.11.2024

USA

Impfgegner, Verschwörungstheoretiker, Gesundheitsminister

Donald Trump beruft mit Robert F. Kennedy einen Mann als Gesundheitsminister, der auch durch antisemitische Verschwörungstheorien von sich reden macht

von Michael Thaidigsmann  15.11.2024

Imanuels Interpreten (1)

Flora Purim: Das Unikum

Die in Rio de Janeiro geborene Sängerin liefert eine einzigartige Melange der Klänge

von Imanuel Marcus  15.11.2024