Wegen der Krawalle in Baltimore haben auch jüdische Schulen und Organisationen am Dienstag ihre Tore geschlossen. Arthur Abramson, geschäftsführender Direktor des Jewish Council in der Stadt an der US-Ostküste, sagte der Zeitung »The Algemeiner«, einige jüdische Gemeinden und Institutionen lägen in der Nähe der Gegenden, wo die Ausschreitungen stattfanden.
Die jüdische Gemeinde habe gemeinsam mit afrikanisch-amerikanischen Lokalpolitikern versucht, »die Lage etwas zu beruhigen«. Auch andere Schulen in der Metropole mit etwa 650.000 Einwohnern blieben nach den schweren Ausschreitungen und Plünderungen der vergangenen Tage geschlossen.
Ausgangssperre In der Nacht zum Mittwoch hat eine Ausgangssperre zu einer leichten Entspannung der Lage geführt – obwohl Hunderte von Menschen die Anordnung ignorierten. Vereinzelt kam es auch wieder zu Krawallen und Zusammenstößen mit der Polizei. Die Ausgangssperre soll eine Woche lang von 22.00 bis 5.00 Uhr Ortszeit (4.00 bis 11.00 Uhr MESZ) dauern. Zudem hatten die Behörden die Nationalgarde in die Stadt geschickt – das erste Mal seit den Unruhen von 1968.
Hintergrund der Spannungen ist der Tod des 25-jährigen Afroamerikaners Freddie Gray, der am Montag beerdigt wurde. Gray war am 12. April festgenommen worden, erlitt in Polizeigewahrsam eine Rückenmarksverletzung und starb später in einem Krankenhaus.
Freiwillige Arthur Abramson sagte weiter, Freiwillige aus der jüdischen Gemeinde hätten dabei geholfen, Spuren der Verwüstung nach den Krawallen zu beseitigen. Für ihn als Leiter des Jewish Council sei es eine wichtige Aufgabe, beim Eindämmen von Gerüchten zu helfen. Laut einem Bericht von Fox News war online eine sogenannte »Säuberung« angekündigt worden – in Anlehnung an einen Horrorfilm von 2013, der sich mit Gesetzlosigkeit und urbaner Gewalt beschäftigt.
Larry Ziffer, geschäftsführender Direktor des Zentrums für jüdische Erziehung in der Stadt, sagte, die Ausschreitungen vom Wochenende in Baltimore seien »kein plötzlicher Ausbruch«. Er verglich die Situation mit einem Pulverfass: »Man hält ein Streichholz daran, und es explodiert«, sagte er. Seit Freitag wurden mehr als 200 Menschen festgenommen. Mehr als 20 Polizisten wurden verletzt.