Herr Albalas, an diesem Wochenende trifft sich in Mailand das European Council of Jewish Communities (ECJC), dessen Präsident Sie sind. Ihre Organisation ist weit weniger bekannt als der Europäisch-Jüdische Kongress (EJC). Was genau tun Sie?
Wir sind unabhängig, und im Gegensatz zum EJC sind wir keine politische Organisation. Uns geht es vor allem um die Gemeinden in Europa und um alle Themen des Alltags wie Wohlfahrt, Sport, Jugend oder kulturelles Erbe. Alle zwei Jahre laden wir zu einem, wie wir es nennen, President’s Meeting ein.
Wen erwarten Sie da?
Viele Vorsitzende und engagierte Mitglieder jüdischer Gemeinden und Organisationen aus ganz Europa haben sich angemeldet. Wir erwarten etwas mehr als 100 Teilnehmer.
Um welche Themen soll es bei dem Treffen gehen?
Wir haben eine große Vielfalt an Themen: Es wird um Schoa-Überlebende in den Gemeinden gehen, um junge Führungskräfte und um aktives Altern, um jüdischen Tourismus und um den Führungsstil in jüdischen Gemeinden. Diskutieren wollen wir auch über den Mitgliederschwund und darüber, ob sich das Modell »Gemeinde« möglicherweise in einer Krise befindet.
Es soll auch einen Workshop ausschließlich für Vertreter kleiner Gemeinden geben.
Ja, diese Gemeinden haben, anders als die großen jüdischen Gemeinschaften in Frankreich oder Deutschland, ganz spezielle Probleme. Etliche kleine Gemeinden sind in finanzieller Not, oft steht die Frage der Kontinuität im Raum, weil die Mitglieder immer älter werden. Bei unserer Konferenz werden Gemeindevertreter aus Kroatien, Griechenland, der Slowakei und Litauen berichten und ihre Erfahrungen untereinander und mit anderen Teilnehmern austauschen.
Im Programm ist zu lesen, dass Sie bei der Konferenz die »Prioritäten jüdischer Gemeinden in diesen Zeiten« definieren und teilen möchten. Was genau meinen Sie damit?
Wir müssen uns vor allem Gedanken machen, wie wir die jüngere Generation in den Gemeinden halten können und was sich gegen Assimilation tun lässt. Im Grunde geht es um die Frage, wie wir jüdische Identität stärken können.
Mit dem Präsidenten des Zentralrats der jüdischen Gemeinden in Griechenland sprach Tobias Kühn.