In Tunesien haben Unbekannte mehrere Gräber auf dem ehemaligen jüdischen Friedhof in Sousse zerstört. Die Stadt liegt rund 120 Kilometer südlich von Tunis.
Der tunesisch-jüdische Rechtsanwalt Yves Kamhi veröffentlichte auf seiner Facebook-Seite Bilder des geschändeten Friedhofs. Darauf ist zu sehen, dass zahlreiche Grabplatten zertrümmert wurden oder ganz fehlen.
MOTIV Es ist unklar, wann die Tat passierte und wer sie beging. In seinem Facebook-Post äußerte Kamhi indirekt die Vermutung, die Täter könnten nicht nur antisemitische, sondern auch wirtschaftliche Motive gehabt und es auf den Marmor der Gräber abgesehen haben. »Was haben sie (unsere Eltern, Anmerkung der Redaktion) nur getan, dass man mit ihrer ewigen Ruhe so umgeht?«, fragte er.
Mit rund 1500 Juden ist Tunesien neben Marokko das einzige arabische Land, in dem es noch funktionierende jüdische Gemeinden gibt. Allerdings nicht in Sousse: Nachdem Tunesien seine Unabhängigkeit erlangt hatte und offiziell zu einem islamischen Land wurde, zog es die Juden aus der Stadt weg. Die meisten gingen in den 1960er- und 1970er-Jahren nach Frankreich und Israel.
Heute zeugen nur noch Grabstätten und ehemalige Synagogen von der einstigen Präsenz jüdischen Lebens in der 220.000 Einwohner zählenden Hafenstadt am Mittelmeer.