Die jüdische Gemeinde in Buenos Aires hat 30 Jahre nach dem schweren Bombenanschlag auf das Gemeindezentrum Amia der Opfer des Attentats gedacht und die Bestrafung der Täter und Drahtzieher gefordert. »Es sind 30 Jahre seit diesem Anschlag vergangen und noch immer ist niemand dafür zur Verantwortung gezogen worden«, sagte Amia-Präsident Amos Linetzky. Er kritisierte die Staatsanwaltschaft für die aus seiner Sicht schleppenden Ermittlungen: »Wie viele Jahrzehnte müssen noch vergehen? Macht eure Arbeit!«
Familienmitglieder der Opfer hielten Fotos ihrer getöteten Angehörigen in die Höhe und skandierten: »Gerechtigkeit, Gerechtigkeit.« An der Gedenkstunde nahm auch Argentiniens Präsident Javier Milei teil. Am Vortag hatte er bei einem Treffen des Jüdischen Weltkongresses ein hartes Vorgehen gegen Terrorismus zugesagt. »Wir müssen entschlossen und unnachgiebig gegen den Terrorismus vorgehen. Es gibt keine Nuancen. Es gibt nur Gut und Böse«, sagte der Staatschef.
Am 18. Juli 1994 kamen bei dem Anschlag im Zentrum der argentinischen Hauptstadt 85 Menschen ums Leben, weitere 300 wurden verletzt. Die Schiiten-Miliz Hisbollah soll den Anschlag auf Anweisung der iranischen Regierung verübt haben, wie zuletzt ein argentinisches Gericht feststellte.
Sonderstaatsanwalt erschossen in Wohnung gefunden
Während der Amtszeit der früheren Präsidentin Cristina Kirchner (2007-2015) verständigte sich die argentinische Regierung mit Teheran darauf, die Ermittlung in die Hände einer internationalen Wahrheitskommission zu legen. Der Sonderstaatsanwalt für die Ermittlungen zu dem Attentat, Alberto Nisman, war Anfang 2015 erschossen in seiner Wohnung aufgefunden worden, nachdem er Kirchner wegen Behinderung der Justiz und Verschleierung angezeigt hatte.
Bei der Gedenkveranstaltung erinnerte Linetzky auch an das Hamas-Massaker in Israel im vergangenen Jahr. »Seit dem 7. Oktober sind wir nicht mehr dieselben. Die Terrororganisation Hamas, wieder mit Finanzierung durch den Iran, ist verantwortlich für das blutigste Pogrom unserer Zeit«, sagte der Amia-Chef. »Wir werden den Menschen, internationalen Organisationen und sozialen Bewegungen, die geschwiegen oder die terroristische Barbarei sogar unterstützt haben, niemals verzeihen.«
»Gefahr durch den Iran hat eher noch zugenommen«
Der Zentralrat der Juden in Deutschland warnte vor der Gefahr durch den Iran und mit ihm verbündeten Terrorgruppen, die Juden auch 30 Jahre nach dem Anschlag in Buenos Aires weiterhin drohe. »Seitdem hat sich nicht viel verändert. Die Gefahr durch den Iran hat eher noch zugenommen - nicht nur für Israel, sondern für jüdische Gemeinschaften auf der ganzen Welt«, sagte Geschäftsführer Daniel Botmann in Buenos Aires.
Vor der Gedenkstunde kamen in der argentinischen Hauptstadt Vertreter jüdischer Gemeinschaften aus der ganzen Welt zusammen, um über neue Initiativen im Kampf gegen den Antisemitismus zu beraten. »Wir bündeln unsere Kräfte und tauschen Wissen aus«, sagte Botmann nach Treffen des Jüdischen Weltkongresses und der Gruppe J7, in der die größten jüdischen Gemeinschaften außerhalb Israels zusammenarbeiten. »Gemeinsam wollen wir Antisemitismus und Hass in seinen widerlichsten Formen bekämpfen, wie wir ihn seit dem 7. Oktober erleben. In Deutschland streben wir an, den Aufruf zur Vernichtung von Staaten künftig unter Strafe zu stellen. Der Slogan ›From the river to the sea‹ muss direkt in den Gerichtssaal führen.«