Wahlerfolg Front National

Jüdische Gemeinde besorgt

Erste Ergebnisse am Sonntagabend in der französischen Stadt Hénin-Beaumont Foto: dpa

Der rechtsextreme Front National wird künftig in Frankreich wichtige politische Entscheidungen treffen: Bei den Regionalwahlen am Sonntag verbuchte die Partei von Marine Le Pen ihren größten Erfolg in der Geschichte. In sechs von 13 Regionen überrundete sie die Sozialisten und die konservativen »Republikaner«. Am kommenden Sonntag wird die Stichwahl entscheiden, wie viele Kandidaten der Partei sich tatsächlich durchsetzen werden.

Der Aufstieg des Front National beunruhigt die jüdische Gemeinde. »Wir haben diesmal besonders eindringlich vor dem Front National gewarnt«, sagte Roger Cukierman, Präsident des französischen jüdischen Dachverbands CRIF, der Jüdischen Allgemeinen.

rechtsextreme Ob es auch jüdische Wähler der rechtsextremen Partei gibt, kann Cukierman nicht sagen. »Ich hoffe aber, dass jüdische Bürger nicht die Erinnerung an die nationalsozialistischen Gräuel vergessen. Der Front National befindet sich in einer Linie mit Rechtsextremen, mit Kollaborateuren des Nazi-Regimes. Seine ausländerfeindliche Haltung ist mit unseren Werten nicht zu vereinbaren.«

In der Tat hatte 2014 eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ifop ergeben, dass antisemitische Gedanken unter den FN-Wählern am weitesten verbreitet sind. Schon der Gründer der Partei, Jean-Marie le Pen, wurde mit geschichtsrevisionistischen Äußerungen bekannt. 1987 bezeichnete er die Gaskammern der Nationalsozialisten als »Detail der Geschichte« – und wiederholte diesen gezielten Affront noch einmal im vergangenen Jahr.

Seit Wochen hatten viele Juden befürchtet, dass die extreme Rechte durch die jüngsten Terroranschläge in Paris Zulauf bekommt.

Mehr dazu in unserer Printausgabe am Donnerstag

Gerichtsurteil

Haftstrafen für Gewalt gegen Israelis in Amsterdam

In digitalen Chat-Gruppen war der Anklage zufolge zu einer »Jagd auf Juden« aufgerufen worden

 24.12.2024

Kanada

Jüdische Mädchenschule in Toronto zum dritten Mal beschossen

Auch im vermeintlich sicheren Kanada haben die antisemitischen Angriffe extrem zugenommen - und richten sich sogar gegen Kinder

 23.12.2024

Bulgarien

Kurzer Prozess in Sofia

Der jüdische Abgeordnete Daniel Lorer wurde von seiner Partei ausgeschlossen, weil er nicht zusammen mit Rechtsextremisten stimmen wollte

von Michael Thaidigsmann  23.12.2024

Großbritannien

Gerechtigkeit und jüdische Werte

Sarah Sackman wurde als frisch gewählte Abgeordnete zur Justiz-Staatsministerin ernannt

von Daniel Zylbersztajn-Lewandowski  23.12.2024

Spanien

Tod in den Bergen

Isak Andic, Gründer der Modekette Mango und Spross einer sefardischen Familie aus der Türkei, kam bei einem Familienausflug ums Leben

von Michael Thaidigsmann  23.12.2024

Australien

»Juden raus«-Rufe vor Parlament in Melbourne

Rechtsextremisten haben vor dem Regionalparlament in Melbourne antisemitische Parolen skandiert

 23.12.2024

Guatemala

Rund 160 Kinder vor ultraorthodoxer Sekte gerettet

Laut Behördenangaben wurden auf dem Gelände von »Lev Tahor« mutmaßliche sterbliche Überreste eines Kindes gefunden

 22.12.2024

Analyse

Putins antisemitische Fantasien

Der russische Präsident ist enttäuscht von der jüdischen Diaspora im Westen und von Israel

von Alexander Friedman  22.12.2024

Diplomatie

Israel und Irland: Das Tischtuch ist zerschnitten

Politiker beider Länder überhäufen sich mit Vorwürfen. Wie konnte es so weit kommen?

von Michael Thaidigsmann  18.12.2024