USA

Judenhass erneut auf Höchststand

ADL-Chef Jonathan Greenblatt (hier bei einem Pressestatement im Dezember in Washington) sieht einen »kritischen Moment« im Kampf gegen den Antisemitismus gekommen. Foto: imago images/ZUMA Wire

Nicht nur in Europa, auch in den USA ist der Antisemitismus stark auf dem Vormarsch. Die neusten, am Dienstag von der jüdischen Organisation Anti-Defamation League (ADL) vorgelegten Zahlen belegen das eindrücklich.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Im Jahr 2021 verzeichnete die ADL insgesamt 2717 judenfeindliche Vorfälle in den Vereinigten Staaten – ein Drittel mehr als noch im Vorjahr und die höchste Zahl registrierter Fälle seit Beginn der Erfassung im Jahr 1979.

GEWALT Das Gros der Vorfälle (1776) fiel in die Kategorie antisemitische Belästigung, ein Anstieg um 43 Prozent gegenüber 2020. Auch die registrierte Akte von Vandalismus stiegen um 14 Prozent an. Die ADL listete in ihrem Bericht 88 antisemitische Übergriffe auf – ein dramatischer Anstieg um 167 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt 131 Personen waren davon betroffen. Die einzig gute Nachricht: Im Berichtszeitraum verlief keiner der Angriffe auf Juden oder jüdische Einrichtungen tödlich. Nur in elf Fällen seien Waffen eingesetzt worden, so die ADL.

Der Anstieg der Vorfälle im Mai 2021 fiel mit dem Konflikt zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen zusammen. In einem einzigen Monat registrierte die ADL 387 antisemitische Vorfälle in Amerika, auch das ein Rekord. Dennoch macht der israelbezogene Antisemitismus nur rund ein Sechstel der verzeichneten Vorfälle aus. Was den Täterkreis angeht, so waren laut ADL 484 judenfeindliche Vorfälle einschlägig bekannten rechtsextremen Gruppen zuzuordnen. Dabei handelte es sich häufig um antisemitische Propaganda im Internet.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Ein weiterer Grund für den starken Anstieg der Zahlen könnte auch die verstärkte Zusammenarbeit der ADL mit jüdischen Organisationen sein, die zu zusätzlichen Meldungen geführt habe, so die Organisation. Hotspots des Judenhasses in Amerika sind neben Kalifornien die östlichen Bundesstaaten wie New York, New Jersey und Florida, in denen auch die meisten amerikanischen Juden leben.

URSACHEN ADL-Geschäftsführer Jonathan Greenblatt sprach von beunruhigenden Zahlen und einem »kritischen Moment im Kampf gegen den Antisemitismus«. Als Ursache für den wachsenden Hass sieht er vor allem die politische Spaltung im Land. Mehr als jeder einzelne Faktor, so Greenblatt, könne die allgemeine Zunahme antisemitischer Vorfälle mit politischer Instabilität und Polarisierung in Verbindung gebracht werden.

»Wenn es um antisemitische Aktivitäten in Amerika geht, kann man nicht auf eine einzelne Ideologie oder ein Glaubenssystem verweisen, und in vielen Fällen kennen wir die Motivation einfach nicht«, erklärte er am Dienstag. »Wir wissen aber, dass Juden hierzulande so viele Antisemitismus erfahren wie seit mehr 40 Jahren nicht mehr, und das ist ein sehr beunruhigender Indikator für enorme gesellschaftliche Verwerfungen.»mth

Schweiz

Fünf Übergriffe auf Juden an einem Wochenende in Zürich

Die jüdische Gemeinschaft der Schweiz ist zunehmend verunsichert - der Antisemitismus hat ein Allzeithoch erreicht

 11.12.2024

Osteuropa

Der Zauber von Lublin

Isaac Bashevis Singer machte die polnische Stadt im Roman weltberühmt – jetzt entdeckt sie ihr jüdisches Erbe und bezieht es in die Vorbereitungen auf das Europäische Kulturhauptstadtjahr 2029 mit ein

von Dorothee Baer-Bogenschütz  10.12.2024

Sofia

Nach Nichtwahl ausgeschlossen

Bulgarien steckt in einer politischen Dauerkrise - und mittendrin steht ein jüdischer Politiker, den seine Partei jetzt ausschloss

von Michael Thaidigsmann  09.12.2024

Vatikan

Papst Franziskus betet an Krippe mit Palästinensertuch

Die Krippe wurde von der PLO organisiert

 09.12.2024

Österreich

Jüdisch? Arabisch? Beides!

Mit »Yalla« widmet sich das Jüdische Museum Hohenems einer komplexen Beziehungsgeschichte

von Nicole Dreyfus  07.12.2024

Australien

Anschlag auf Synagoge »völlig vorhersebare Entwicklung«

Die jüdische Gemeinde in Australien steht unter Schock. Auf die Synagoge in Melbourne wurde ein Anschlag verübt. Die Ermittlungen laufen

 06.12.2024

Streit um FPÖ-Immunität

Jüdische Studenten zeigen Parlamentspräsidenten an

Walter Rosenkranz habe Ansuchen der österreichischen Staatsanwaltschaft auf Aufhebung der Immunität von drei FPÖ-Parteifreunden verschleppt.

von Stefan Schocher  05.12.2024

USA

Trump will Jared Isaacman zum NASA-Chef ernennen

Der mögliche zweite Jude auf dem Chefsessel der Weltraumbehörde hat ehrgeizige Vorstellungen

von Imanuel Marcus  05.12.2024

Frankreich und der Nahe Osten

Diplomatisches Tauziehen

Paris soll eine Schlüsselrolle im Aushandeln der Waffenruhe im Libanon gespielt haben

von Florian Kappelsberger  04.12.2024