Ein rechtsgerichteter Abgeordneter des polnischen Parlaments macht mit kruden antisemitischen und sozialdarwinistischen Thesen von sich reden.
Janusz Korwin-Mikke, bis zum Juni 2019 Mitglied im Europäischen Parlament und seit dem Herbst Abgeordneter im polnischen Parlament, dem Sejm, sagte der Zeitung »Do Rzeczy«: »Die Juden sind heute so mächtig, weil es Pogrome gegen sie gab.« Nur die Stärksten hätten die Judenverfolgung überlebt, so Korwin-Mikke.
Dies sei auch eine Lehre für Antisemiten: »Juden sind deswegen mächtig, weil sie Pogrome gegen sich hatten. Es gibt sogar Theorien, die besagen, dass Rabbiner absichtlich Pogrome angezettelt haben, sodass die Juden überleben könnten und es eine natürliche Auswahl gibt«, zitierte die Zeitung den Chef der rechten »Koalition der Erneuerung der Republik Freiheit und Hoffnung« (abgekürzt KORWiN). Die Partei hat aktuell elf Sitze im Sejm.
CORONAVIRUS Anlass für Korwin-Mikkes Bemerkungen war die Aussage der Warschauer Ärztin Dorota Gałczyńska-Zych, die gesagt hatte, Polen sei nicht auf das Coronavirus vorbereitet.
Korwin-Mikke erklärte daraufhin, die Verbreitung des Erregers habe doch auch ihre guten Seiten, fördere sie doch die natürliche Auslese. Ein Virus, das zehn Prozent der Infizierten das Leben koste, sei keine »biologische Waffe, sondern vielmehr ein Weg, um den genetischen Pool der Nation und der Menschheit zu verbessern (weil die Schwächsten und Unvorsichtigsten sterben)!!«, schrieb Korwin-Mikke anschließend auf Twitter.
SELEKTION Im Gegensatz zu Hitler sei er lediglich für die natürliche, aber nicht die künstliche Selektion, wie die Nazis sie betrieben hätten, so der 77-Jährige auf Twitter.
Es war nicht das erste Mal, dass Korwin-Mikke durch umstrittene Äußerungen auffiel. Vor drei Jahren sagte er anlässlich des Internationalen Frauentages im Europaparlament, Frauen seien weniger intelligent als Männer. Deswegen sei es logisch, dass sie auch schlechter bezahlt würden. »»Wissen Sie, wie viele Frauen unter den besten 100 Schachspielern der Welt sind? Nicht eine. Natürlich müssen sie weniger verdienen als Männer!«