Die jüdische Gemeinde in der Türkei hat am Sonntag in Edirne rund 700 muslimische Gäste zum Ramadan-Fastenbrechen (Iftar) eingeladen. Wie die Tageszeitung Hurriyet berichtete, wollten die türkischen Juden den Bürgern von Edirne mit einem Abendessen für die Restaurierung der Großen Synagoge in der Stadt danken.
Ishak Ibrahimzadeh, der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in der Türkei, sagte: »Wir dachten, es sei am besten, wenn wir uns bei den Einwohnern von Edirne bedanken, indem wir eine Mahlzeit mit ihnen teilen.«
Zahlen In der Türkei leben heute rund 15.000 Juden, die meisten von ihnen haben sich in Istanbul angesiedelt. In Edirne, einer rund 140.000-Einwohner-Stadt an der griechischen Grenze, gibt es seit vielen Jahren keine Gemeinde mehr. Als die letzten Juden 1983 die Stadt verließen, schloss man die 1907 gebaute Synagoge. Kurz darauf kam das Gebäude in Staatshand.
Nach jahrelangen Restaurierungsarbeiten wurde die Synagoge Ende März dieses Jahres wiedereröffnet. Die Regierung in Ankara hatte für das Imageprojekt mehr als zwei Millionen Euro ausgegeben. An der Eröffnung nahmen hohe Staatsfunktionäre teil, darunter Vize-Premier Bülent Arinç.
zeichen Für den Jüdischen Weltkongress (WJC) reiste damals Vizepräsident Maram Stern zur Eröffnung nach Edirne. Nach seiner Rückkehr sagte er der Jüdischen Allgemeinen: »Die türkische Regierung möchte ganz klar unterscheiden zwischen der jüdischen Gemeinde des Landes und dem Staat Israel. Die Wiedereröffnung der Synagoge war das größte Zeichen, das sie setzen konnte, um zu zeigen: Wir haben nichts gegen die Juden in der Türkei, aber wir sind mit der israelischen Politik nicht einverstanden.«
Nur sehr selten dringen Informationen über die aktuelle Lage der Juden in der Türkei an die Öffentlichkeit. WJC-Vizepräsident Stern sagte: »Es ist ein muslimisches Land. Die Juden haben sich irgendwie arrangiert, aber sie müssen jonglieren. Einerseits kennen sie sich aus, fühlen sich zu Hause, doch andererseits wissen sie, dass sie als Juden auf einem Pulverfass sitzen.«