Schweden und Israel arbeiten nach jahrelanger diplomatischer Eiszeit an einer Normalisierung ihrer Beziehungen. Beim ersten offiziellen Israel-Besuch einer schwedischen Außenministerin seit Jahren besuchte die Chefdiplomatin des skandinavischen EU-Landes, Ann Linde, am Montag zunächst die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem.
»Ein sehr schmerzhafter, aber wichtiger Besuch«, schrieb Linde über ihre Zeit in der Gedenkstätte auf Twitter. Schweden werde weiter Schritte im Kampf gegen alle Formen von Antisemitismus ergreifen und sicherstellen, dass der Holocaust niemals in Vergessenheit gerate.
Ihre Reise hatte Linde zuvor als »Neubeginn in der Beziehung« zwischen Israel und Schweden bezeichnet. Es handele sich um den ersten Israel-Besuch einer schwedischen Außenministerin oder eines schwedischen Außenministers seit zehn Jahren.
ANERKENNUNG Als erstes westeuropäisches Land hatte Schweden 2014 offiziell einen Staat Palästina anerkannt. Schwedens damalige Außenministerin Margot Wallström hatte gesagt, mit dieser Entscheidung wolle man den Friedensprozess unterstützen. Israels Regierung hatte aus Protest dagegen damals ihren Botschafter aus Stockholm zurückbeordert.
Ein Telefonat zwischen Linde und Lapid vor gut einem Monat hatte eine Wiederbelebung der schwedisch-israelischen Beziehungen dargestellt. Israels Präsident Isaac Herzog schrieb nach einem Treffen mit Linde auf Twitter, Israel und Schweden würden in ihren Beziehungen »ein neues Kapitel aufschlagen«.
Er freue sich, dabei zu helfen, hochrangige Kontakte zwischen den beiden Staaten wiederzubeleben. Laut einer Stellungnahme betonte er »die Notwendigkeit für eine internationale Einigkeit im Kampf gegen Antisemitismus in allen Formen, wo immer er auftritt«.
Linde traf auch den israelischen Außenminister Jair Lapid. Dabei bekräftigte sie zum einen das Bekenntnis Schwedens zur Sicherheit Israels. In den Unterredungen sei es aber auch um die Notwendigkeit einer verhandelten Zwei-Staaten-Lösung des Nahost-Konflikts gegangen, twitterte sie. Am Dienstag wollte Linde dann unter anderen Palästinenserpräsident Mahmud Abbas im Westjordanland treffen.