Israel Weinberger staunte nicht schlecht. Der Israeli lebt im Norden Londons und ist seit sechs Monaten Vater einer Tochter. Vor Kurzem beantragte Weinberger beim britischen Innenministerium einen Reisepass für das Baby. Hierfür musste er auch die Geburtsurkunde des Kindes einsenden. Als ihm das Home Office das Dokument zurückschickte, bemerkte er, dass es teilweise zerrissen und sein eigener Geburtsort, Israel, mit einem Stift überkritzelt worden war.
Hatte ein Mitarbeiter der Passbehörde die Urkunde absichtlich entstellt? Weinberger vermutet antisemitische Motive. Dem Nachrichtensender »Sky News« beschrieb der Familienvater den Moment, als er den Umschlag öffnete. »Ich fühlte mich schrecklich, als ich das zum ersten Mal sah.« Die Person, die das getan habe, müsse entlassen werden, forderte er. Der Geburtsort seiner Frau, die ebenfalls in Israel zur Welt kam, wurde auf der Urkunde nicht durchgestrichen.
Nachdem die Organisation Campaign against Antisemitism am Montag den Fall publik gemacht hatte, versprach Innenminister James Cleverly umgehend, es werde eine Untersuchung geben. Er werde dafür sorgen, dass geeignete Maßnahmen ergriffen würden, schrieb der Politiker auf der Plattform X.
Zuletzt war in Großbritannien die Zahl antisemitischer Angriffe stark angestiegen. Laut Zahlen des Community Security Trust (CST) der jüdischen Gemeinschaft, die vergangene Woche veröffentlicht wurden, wurden 2023, und insbesondere seit dem 7. Oktober, mehr als doppelt so viele judenfeindliche Vorfälle verzeichnet wie im Jahr zuvor.
Auch Israel Weinberger ist besorgt über die Lage. Im Interview mit »Sky News« sagte er, es sei sehr schwer, in Großbritannien als Jude zu leben. »Und es wird nicht besser, es wird immer schlimmer.« Ob seine Tochter in 20 Jahren noch in ihrer Geburtsstadt leben wird, bezweifelt Weinberger. »London ist nicht mehr London, und ich fühle mich buchstäblich unsicher.« mth