Großbritannien

»Israel« durchgestrichen, Geburtsurkunde zerrissen

Will den Vorfall untersuchen: Innenminister James Cleverly Foto: IMAGO/ZUMA Wire

Israel Weinberger staunte nicht schlecht. Der Israeli lebt im Norden Londons und ist seit sechs Monaten Vater einer Tochter. Vor Kurzem beantragte Weinberger beim britischen Innenministerium einen Reisepass für das Baby. Hierfür musste er auch die Geburtsurkunde des Kindes einsenden. Als ihm das Home Office das Dokument zurückschickte, bemerkte er, dass es teilweise zerrissen und sein eigener Geburtsort, Israel, mit einem Stift überkritzelt worden war.

Hatte ein Mitarbeiter der Passbehörde die Urkunde absichtlich entstellt? Weinberger vermutet antisemitische Motive. Dem Nachrichtensender »Sky News« beschrieb der Familienvater den Moment, als er den Umschlag öffnete. »Ich fühlte mich schrecklich, als ich das zum ersten Mal sah.« Die Person, die das getan habe, müsse entlassen werden, forderte er. Der Geburtsort seiner Frau, die ebenfalls in Israel zur Welt kam, wurde auf der Urkunde nicht durchgestrichen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Nachdem die Organisation Campaign against Antisemitism am Montag den Fall publik gemacht hatte, versprach Innenminister James Cleverly umgehend, es werde eine Untersuchung geben. Er werde dafür sorgen, dass geeignete Maßnahmen ergriffen würden, schrieb der Politiker auf der Plattform X.

Zuletzt war in Großbritannien die Zahl antisemitischer Angriffe stark angestiegen. Laut Zahlen des Community Security Trust (CST) der jüdischen Gemeinschaft, die vergangene Woche veröffentlicht wurden, wurden 2023, und insbesondere seit dem 7. Oktober, mehr als doppelt so viele judenfeindliche Vorfälle verzeichnet wie im Jahr zuvor.

Auch Israel Weinberger ist besorgt über die Lage. Im Interview mit »Sky News« sagte er, es sei sehr schwer, in Großbritannien als Jude zu leben. »Und es wird nicht besser, es wird immer schlimmer.« Ob seine Tochter in 20 Jahren noch in ihrer Geburtsstadt leben wird, bezweifelt Weinberger. »London ist nicht mehr London, und ich fühle mich buchstäblich unsicher.« mth

USA

Der Lautsprecher

Howard Lutnick gibt sich als Architekt der amerikanischen Zollpolitik. Doch der Handelsminister macht sich mit seiner aggressiven Art im Weißen Haus zunehmend Feinde

von Sebastian Moll  18.04.2025

Ungarn

Die unmögliche Geige

Dies ist die zutiefst berührende Geschichte eines Musikinstruments, das im Todeslager Dachau gebaut und 70 Jahre später am Balaton wiedergefunden wurde

von György Polgár  17.04.2025

Medien

Noa Argamani ist auf der »Time 100«-Liste

Alljährlich präsentiert das »Time Magazine« die 100 einflussreichsten Menschen der Welt. 2025 ist auch eine freigelassene israelische Geisel dabei

 17.04.2025

USA

Neuauflage von Weinstein-Prozess startet

Vor gut einem Jahr überraschte ein Gericht in New York die Welt und hob das historische Vergewaltigungsurteil gegen Harvey Weinstein auf. Nun wird über die Vorwürfe erneut verhandelt

von Benno Schwinghammer  14.04.2025

Türkei

Die Optimistin

Liz Behmoaras schrieb über das jüdische Leben im Land – und für das Miteinander. Ein Nachruf

von Corry Guttstadt  14.04.2025

Ägypten

Gefährliches Paradies

Der Sinai ist einer der wenigen Urlaubsorte im Ausland, den Israelis auf dem Landweg erreichen können. Gern auch zu Pessach. Aber zu welchem Preis?

von Matthis Kattnig  11.04.2025

Feiertag

Putzen, Plagen, Playmobil

Neben Mazza und Haggada bietet Pessach Raum für ganz neue, individuelle Rituale. Wir haben uns in sieben Familien in Europa und Israel umgehört

von Nicole Dreyfus  11.04.2025

Israel-Boykott

Johnny Rotten nennt Hamas »einen Haufen von ›Judenvernichtern‹ «

Eine irische Zeitung hat versucht, den Ur-Punk Johnny Rotten vorzuführen, der sich kraftvoll gegen einen Boykott Israels wehrt. Das ging gründlich schief

von Sophie Albers Ben Chamo  10.04.2025

USA

Eine Hochschule und ihr LGBTQ-Klub

Die einen feiern den »Meilenstein für queere Juden«, die Yeshiva University rudert zurück. Nicht nur die orthodoxe Gemeinschaft ist verwirrt

von Sophie Albers Ben Chamo  10.04.2025