Der in Kuba inhaftierte jüdische US-Bürger Alan Gross hat nach einem Telefongespräch mit seiner 92 Jahre alten Mutter am vergangenen Freitag seinen Hungerstreik beendet.
Der 64-jährige Entwicklungshelfer hatte seit dem 3. April die Nahrungsaufnahme verweigert, um gegen seine Inhaftierung zu protestieren und seine Freilassung zu erwirken. Gross habe auf Bitten der Mutter wieder begonnen, Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, teilte sein Anwalt Scott Gilbert mit. Wörtlich heißt es in dem Schreiben von Gross, das sein Rechtsbeistand am Freitag veröffentlicht hat: »Mein Hungerprotest ist seit heute unterbrochen.«
Gross, der in der Haft unter anderem schwer an Arthrose erkrankt ist, wurde im Dezember 2009 wegen Spionage festgenommen und später zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Er hatte als Mitarbeiter der US-Behörde für internationale Entwicklung (USAID) elektronisches Gerät nach Kuba gebracht, um es in der jüdischen Gemeinde zu verteilen und dort unter den rund 1300 Mitgliedern in acht Städten eine Kommunikationsstruktur aufzubauen. Die kubanischen Richter warfen ihm vor, keine Einfuhrgenehmigung dafür besessen zu haben.
protest Gross hatte vor Aufnhame seines Hungerstreiks schriftlich mitgeteilt: »Ich faste, um gegen Unwahrheiten, Täuschungen und gegen die Untätigkeit beider Regierungen zu protestieren, nicht nur in Bezug auf ihre gemeinsame Verantwortung für meine willkürliche Festnahme, sondern auch, weil es keine angemessenen oder realistischen Versuche gibt, diese schändliche Tortur zu beenden.«
Bereits im Dezember hatten Gross und seine Frau Judy US-Präsident Barack Obama öffentlich kritisiert, dass Washington nichts für seine Freilassung unternehme. Indirekt hat Kuba mehrmals angeboten, Gross gegen drei kubanische Agenten auszutauschen. Obama lehnte dies bisher kategorisch ab.
kolibri Auslöser für den Hungerstreik waren auch Meldungen der Nachrichtenagentur AP, dass USAID eine kubanische Twitter-Version namens »ZunZuneo« geschaffen habe, um die politische Lage im Land zu destabilisieren. Zeitweise hatte ZunZuneo, benannt nach dem Zwitschern des einheimischen Kolibris, 40.000 Nutzer, wurde aber Ende 2012 wieder eingestellt. Gross fürchtet, dass diese Meldungen die Chancen auf seine mögliche Freilassung weiter verringern.
US-Außenminister John Kerry sagte am Dienstag vor dem Senat: »Wir sind sehr darum bemüht, Alan Gross’ Freilassung zu erreichen. Er wird unmenschlich behandelt.« Judy Gross forderte die amerikanische Regierung in einer Erklärung auf, sich für ihren Ehemann einzusetzen: »Ich bettele seit vier Jahren, dass sie Alan heimholen«, sagte sie. »Ich werde fast krank vor Sorge um ihn und glaube nicht, dass er dies noch länger aushalten wird.« Nach Angaben der Familie hat Alan Gross seit seiner Inhaftierung mehr als 50 Kilogramm Gewicht verloren.