In Budapests zweitem Bezirk soll eine Straße nach der antisemitischen Schriftstellerin Cécile Tormay (1876–1937) benannt werden. Tormay war Vorsitzende des nationalistischen Frauenbundes MAN und enge Vertraute von Ungarns Staatschef, dem Hitlerverbündeten Miklós Horthy.
Aufruf Die jüdische Dachorganisation des Landes, MAZSIHISZ, protestiert gegen die Pläne der Budapester Stadtverwaltung. Geschäftsführer Gusztav Zoltai schrieb in einer Presseerklärung, Tormays »offener Antisemitismus« sei zu einem »Standard für Führungspersönlichkeiten des politischen Lebens in Ungarn« geworden. Er rief Budapests Bürgermeister Istvan Tarlos (Fidesz) auf, »die Entscheidung rückgängig zu machen«. Die ungarische Regierung sei verpflichtet, den Antisemitismus zu bekämpfen.
Auch der Jüdische Weltkongress (WJC) kritisiert die Straßenbenennung. WJC-Präsident Ronald S. Lauder sagte: »Die Entscheidung der Budapester Stadtverwaltung stellt das der jüdischen Gemeinde gegebene Versprechen infrage, dass die ungarischen Behörden energisch gegen Antisemitismus kämpfen werden.« Aus Solidarität mit den rund 150.000 Juden in Ungarn hatte der Jüdische Weltkongress Anfang Mai seine Vollversammlung in Budapest abgehalten. ja