Kaum ein israelischer oder sonst jüdischer Tourist, der Basel besucht, lässt das traditionsreiche Hotel »Les Trois Rois« (Drei Könige) aus. Das hat natürlich weniger damit zu tun, dass die Herberge direkt am Rhein ein Fünf-Sterne-Betrieb ist, denn die gibt es in vielen Städten der Welt. Doch nur das »Trois Rois« hat in Sachen jüdischer Geschichte Ähnliches vorzuweisen: Hier logierte der zionistische Vordenker Theodor Herzl anlässlich des Ersten Zionistenkongresses 1897 in der Rheinstadt. Kaum ein israelisches Schulkind, das das berühmte Bild nicht kennt: der bärtige Herzl auf dem Balkon des Hotels, tiefsinnig in die Fluten des Rheins blickend.
Und im Zimmer selbst, in dem der weltberühmte Wiener Journalist damals wohnte, wird diesem ein ehrendes Andenken bewahrt: Das Herzl-Zimmer werde nicht vermietet, ließ das Hotel vor einigen Jahren wissen. Für alle Interessierten zugänglich ist es allerdings auch nicht.
Verhängnis Eigentümer der Nobel-Herberge ist der Basler Unternehmer Thomas Straumann. Er hatte das »Les Trois Rois« vor einigen Jahren zusammen mit dem Fünf-Sterne-Haus »Bellevue« in Gstaad im Berner Oberland erworben. Nun wird Straumann, den die Schweizer Medien als Multimillionär bezeichnen, sein Hauptgeschäft aber anscheinend zum Verhängnis: Seiner Zahnimplantatfirma sind in den vergangenen Jahren die Gewinne weggebrochen. Da bleibt keine Zeit mehr für die Hotels – Straumann will oder muss verkaufen.
Damit stellt sich die Frage, wer als Eigentümer an seine Stelle treten wird. Die Zeitung »Sonntag«, die den Verkauf der beiden Hotels als Erstes gemeldet hatte, nannte gleich einen möglichen Käufer und sorgte damit für einige Aufregung: Eine Investitionsfirma aus Katar sei interessiert. Die Kataris haben sich bereits in mehrere Luxushäuser der Schweiz eingekauft, zum Beispiel mit knapp 500 Millionen Franken auf dem berühmten Bürgenstock hoch über dem Vierwaldstättersee. Wieso also nicht auch in Basel?
Gegenüber dem Zürcher Magazin »Tachles« dementierte allerdings ein Vertreter der Schweizer Niederlassung des Unternehmens jegliche Kaufabsichten. Der Basler Stadtpräsident Guy Morin seinerseits drückte inzwischen die Hoffnung aus, es werde sich eine »einheimische« Lösung für das Hotel finden lassen – was auch immer das heißen mag.
Katar Falls die arabischen Investoren aber ihren Dementis zum Trotz das Haus doch kaufen, wird man gespannt sein, wie sie mit dem zionistischen Erbe umgehen: Dem Interesse israelischer Touristen würde solch ein Verkauf vermutlich kaum einen Abbruch tun. Katar gehört ja auch nicht zu den größten Gegnern Israels im arabischen Lager – wenn der Staat auch jüngst durch die Eröffnung einer eigenen Botschaft im von der Hamas regierten Gazastreifen aufhorchen ließ.
Verunsichert sein von den Verkaufsabsichten des Hotels könnten allerdings Vertreter der World Zionist Organisation (WZO). Diese hatten sich schon seit Längerem in der Rheinstadt angekündigt: Sie möchten nämlich den Besitzern eine bessere und deutlichere Beschilderung des Hotels (und auch des Stadt-Casinos) in Sachen Erster Zionistenkongress nahelegen. Für einen neuen Besitzer der Nobelherberge dürfte dies zu einer ersten Nagelprobe in Sachen »zionistisches Erbe« werden – seien es nun die Scheichs aus Katar oder andere Käufer.