Der Nahostkonflikt ist schon lange nicht nur nach Europa übergeschwappt, sondern auch nach Südafrika. Einer, der ihn dort besonders befeuert, heißt Tony Ehrenreich. Er gehört zu den führendsten Gewerkschaftsfunktionären des Landes und war 2011 Spitzenkandidat des Afrikanischen Nationalkongresses bei den Bürgermeisterwahlen in Kapstadt. Vergangene Woche postete Ehrenreich auf seiner Facebook-Seite, Südafrikas jüdische Dachorganisation, der South African Jewish Board of Deputies (SAJBD), sei »Komplize des Mordes an den Menschen in Gaza«.
Der 52-Jährige ging sogar noch einen Schritt weiter – er rief zur Rache auf: Die Zeit sei gekommen, schrieb er, »um es klar zu sagen: Wenn eine Frau oder ein Kind in Gaza getötet wird, dann wird der Jewish Board of Deputies den Zorn des südafrikanischen Volkes spüren – nach der alten biblischen Lehre ›Auge um Auge‹«. Es gelte jetzt, »den Konflikt überall auszufechten, wo es zionistische Unterstützer gibt, die Israels Kriegstötungsmaschinerie finanzieren und rechtfertigen«.
Anzeige Der SAJBD zeigte Ehrenreich wegen Anstachelung zur Gewalt bei der Polizei an und beschwerte sich bei der südafrikanischen Menschenrechtskommission. Verbandschefin Mary Kluk sagte, seine Erklärung sei eine abscheuliche Verletzung des Gesetzes: Seine aufrührerischen Worte hetzten »zu Gewalt und Hass gegen die gewählten Vertreter des südafrikanischen Judentums auf«. Die Situation sei wegen des Israel-Gaza-Konflikts bereits angespannt, doch Ehrenreich gieße Öl ins Feuer, so Kluk.
Wie südafrikanische Medien berichteten, verteidigte sich Ehrenreich: »Es muss Maßnahmen geben, die den Gräueltaten entsprechen. Angemessene Maßnahmen bedeuten nicht Gewalt, sondern zum Beispiel die Inhaftierung heimkehrender Soldaten, die dort für den israelischen Staat gekämpft haben.« Wenn er von »Auge um Auge« spreche, meine er nicht Gewalt, beteuerte er. Doch wenn es seine eigenen Kinder wären, die durch die Israelis stürben, »dann wäre aber hier in dieser Stadt (Kapstadt) etwas los, das verspreche ich Ihnen! Vielleicht ist es das, was wir tun müssen: handeln, als ob es unsere eigenen Kinder wären.«
Kurz darauf twitterte Ehrenreich: »Ich bin nicht antisemitisch oder rufe zur Gewalt gegen Juden auf.«