Ungarn

Großer Sport an der Donau

Motti Tichauer ist ein sportlicher Typ. Blaues Longshirt, helle Jeans und Turnschuhe – noch schnell einen Kaffee, dann geht es wieder zum Flughafen. Regelmäßig reist er nach Budapest, um die 15. Europäischen Makkabi-Spiele vorzubereiten.

Tichauer lebt in Frankfurt – doch eines verbindet ihn, den Vorsitzenden des Organisationskomitees, auf sehr persönliche Art mit Budapest: Seine Mutter wurde in der ungarischen Hauptstadt geboren und verbrachte dort ihre ersten Lebensjahre. »Sie hat mir immer erzählt, dass sie früher mit ihren Eltern auf der Margareteninsel schwimmen war.«

Jetzt blickt Motti Tichauer, der eigentlich Mordechai heißt, zum Donauufer hin­über und lacht. Es freut ihn, dass ausgerechnet er heute die Makkabi-Spiele 2019 mit seinem Team verantwortet.

sportarten Ende Juli verwandelt sich Budapest für eine Woche in eine Sportstadt. Am 30. Juli ist die große Eröffnungsfeier im neuen Hidegkuti-Nándor-Stadion.

»Die Spiele hier in Budapest sind die größten, die wir je hatten«, schwärmt Tichauer. Etwa 2500 Sportler werden erwartet. Hinzu kommen Begleiter, Familien, Freunde und Betreuer als Mitreisende und eben die vielen Besucher der Wettkämpfe. »Wir haben 20 verschiedene Sportarten von Basketball, Volleyball, Fußball über Tischtennis, Schwimmen bis zu Schach und Golf. Und auch Bridge wird es geben.« Die Disziplin Schießen musste vor wenigen Tagen mangels Teilnehmer abgesagt werden, bedauert Tichauer. Ansonsten sei die Nachfrage enorm.

Die Organisatoren erwarten rund 2500 Sportler aus 40 Ländern.

»Was wir neu ins Programm aufgenommen haben, ist Radfahren. Wir werden ein großes Radrennen außerhalb von Budapest haben: Einzelfahren, Zeitfahren und Mannschaftswettbewerbe.«

Worauf er sich auch freut, ist der Halbmarathon am Ende des Schabbats. Es sei etwas Schönes, Verbindendes, und man integriere sich hier in ein Event der Stadt Budapest. Die Strecke verläuft an der Donau entlang, hoch bis zum Schlossgelände. »Wir schließen uns als Makkabi-Spiele dem Nachtrennen der Stadt an.« Etwa 80 Läufer hätten sich dafür schon gemeldet.

Bis jetzt laufe alles bestens, erklärt Tichauer. Letzte Fragen der Logistik seien noch zu klären. Er nennt es »Feinschliff«, und man ahnt, was es heißt, Tausende Menschen reibungslos durch die Stadt zu transportieren und auch das jüdische Leben zu ermöglichen, die Synagogen zu besuchen, den Schabbat zu halten.

Auch die Sicherheitsfragen seien geklärt, betont er. Polizei, Antiterror-Einheiten – man sei vorbereitet, die Regierung würde alles tun, um hier ein Maximum zu gewährleisten, und habe die Vorbereitungen von Beginn an unterstützt.

teams »Die Makkabi-Spiele waren früher eher klein, doch mittlerweile kommen Sportler aus der ganzen Welt. Seit 2007 laden wir Delegationen ein.« Wichtig ist Tichauer, dass sowohl weniger zahlungskräftige Teams dabei sein können als auch andere, die leichter in der Lage sind, die Kosten für die Reise zu stemmen. »Wir haben auch Teilnehmer aus den USA, Kanada, Mexiko, Argentinien, Australien und Südafrika.« Die größte Mannschaft – mit mehr als 120 Teilnehmern – kommt aus Israel.

Sportstätten seien ausreichend und in guter Qualität vorhanden, versichert Tichauer. Budapest sei ein perfekter Ort, ist er überzeugt. »Die Ungarn sind verrückt nach Sport, ob Wasserball, Schwimmen oder Fechten. Derzeit wird das neue Nationalstadion gebaut, supermodern und sehr beeindruckend.«

Diesen Sonntag werden im Hidegkuti-Stadion die Mannschaftswettbewerbe ausgelost.

Diesen Sonntag werden im Hidegkuti-Stadion die Mannschaftswettbewerbe ausgelost. Der Ticketverkauf für die Eröffnung hat bereits begonnen. Tichauer freut sich auf die 40 Delegationen aus 40 Ländern. »Das ist für mich ein Zeichen von Einheit. Jeder trägt für den anderen eine gewisse Verantwortung, und wir zeigen der Welt, dass wir alle zusammengehören und eine jüdische Einheit bilden.«

Auch András Heisler, der Präsident der Vereinigung der jüdischen Gemeinden Ungarns (Mazsihisz), freut sich auf die Makkabi-Spiele. Etliche Millionen Euro habe die ungarische Regierung zur Verfügung gestellt. Es sei eine große Unterstützung, betont er. »Ungarn ist derzeit eines der sichersten Länder. Es gibt weder Terror noch körperliche Angriffe gegen Juden. Verbale antisemitische Attacken ja, aber keine körperliche Gewalt«, betont Heisler. Auf ruhige, sichere Spiele hofft auch Motti Tichauer, wenn er in wenigen Wochen mit den ungarischen Repräsentanten die 15. Maccabi Games eröffnen wird.

Europa »Wir sind nicht blind, sondern sehen, dass sich in der Gesellschaft heute in Europa etwas verändert hat. Es ist erschreckend zu sehen, wenn es 74 Jahre nach dem Holocaust wieder offenen Antisemitismus gibt. Früher war er versteckt, heute ist er in der Mitte der Gesellschaft angekommen und wird meist akzeptiert.«

Motti Tichauer hält kurz inne. Seine Großeltern und sein Bruder wurden in Auschwitz ermordet. Auch das mag ein Grund dafür sein, sich für das jüdische Leben starkzumachen – nicht nur in Deutschland.

www.emg2019.com

USA

Der Lautsprecher

Howard Lutnick gibt sich als Architekt der amerikanischen Zollpolitik. Doch der Handelsminister macht sich mit seiner aggressiven Art im Weißen Haus zunehmend Feinde

von Sebastian Moll  18.04.2025

Ungarn

Die unmögliche Geige

Dies ist die zutiefst berührende Geschichte eines Musikinstruments, das im Todeslager Dachau gebaut und 70 Jahre später am Balaton wiedergefunden wurde

von György Polgár  17.04.2025

Medien

Noa Argamani ist auf der »Time 100«-Liste

Alljährlich präsentiert das »Time Magazine« die 100 einflussreichsten Menschen der Welt. 2025 ist auch eine freigelassene israelische Geisel dabei

 17.04.2025

USA

Neuauflage von Weinstein-Prozess startet

Vor gut einem Jahr überraschte ein Gericht in New York die Welt und hob das historische Vergewaltigungsurteil gegen Harvey Weinstein auf. Nun wird über die Vorwürfe erneut verhandelt

von Benno Schwinghammer  14.04.2025

Türkei

Die Optimistin

Liz Behmoaras schrieb über das jüdische Leben im Land – und für das Miteinander. Ein Nachruf

von Corry Guttstadt  14.04.2025

Ägypten

Gefährliches Paradies

Der Sinai ist einer der wenigen Urlaubsorte im Ausland, den Israelis auf dem Landweg erreichen können. Gern auch zu Pessach. Aber zu welchem Preis?

von Matthis Kattnig  11.04.2025

Feiertag

Putzen, Plagen, Playmobil

Neben Mazza und Haggada bietet Pessach Raum für ganz neue, individuelle Rituale. Wir haben uns in sieben Familien in Europa und Israel umgehört

von Nicole Dreyfus  11.04.2025

Israel-Boykott

Johnny Rotten nennt Hamas »einen Haufen von ›Judenvernichtern‹ «

Eine irische Zeitung hat versucht, den Ur-Punk Johnny Rotten vorzuführen, der sich kraftvoll gegen einen Boykott Israels wehrt. Das ging gründlich schief

von Sophie Albers Ben Chamo  10.04.2025

USA

Eine Hochschule und ihr LGBTQ-Klub

Die einen feiern den »Meilenstein für queere Juden«, die Yeshiva University rudert zurück. Nicht nur die orthodoxe Gemeinschaft ist verwirrt

von Sophie Albers Ben Chamo  10.04.2025