Amsterdam, London und Wien kennen ihn schon länger, nun soll bald auch Zürich einen erhalten: einen Eruv, eine symbolische Grenze innerhalb einer Stadt, die es orthodoxen Juden erlaubt, am Schabbat Dinge zu tragen. Markiert wird ein Eruv durch einen Nylonfaden, der diese Grenze symbolisch zieht, oder durch das Markieren von Zäunen und Mauern.
Das hebräische Wort »Eruv« bedeutet auf Deutsch »Vermischung«. In diesem Fall geht es um die Vermischung von öffentlichem und privatem Raum. Gibt es in einer Stadt einen Eruv, macht dieser es beispielsweise möglich, dass Kinderwagen oder auch Rollstühle zur Synagoge geschoben werden dürfen, was sonst nach der Halacha nicht erlaubt ist.
Finanzierung Hinter dem Zürcher Eruv-Projekt stehen zwei Männer, Cedric Bollag und Daniel Zoladz. Unterstützt werden sie von einem Patronatskomitee sowie 35 Freiwilligen. Finanziert werden soll das Projekt aus rein privater Hand.
Mit der praktischen Umsetzung wurde ein Zürcher Architekturbüro betraut, das dann beispielsweise auch die zahlreichen Baugesuche einreichen soll, die es für die Umsetzung des Eruvs braucht. Und wie das in der Schweiz oft der Fall ist, hat auch der Denkmalschutz ein Wort mitzureden. Selbst Nylonfäden müssen eben in die Umgebung passen.
In diesen Vierteln leben die meisten orthodoxen Mitglieder der etwa 8000 Personen zählenden jüdischen Gemeinschaft Zürichs.
Die Vorprüfung durch die Zürcher Stadtregierung sei positiv ausgefallen, sagte Cedric Bollag kürzlich der Zeitschrift »Tachles«. Eine definitive Baubewilligung steht allerdings noch aus. 18 Kilometer soll der Eruv lang sein und die Stadtgebiete Wiedikon, Enge und Wollishofen umfassen.
In diesen Vierteln leben die meisten orthodoxen Mitglieder der etwa 8000 Personen zählenden jüdischen Gemeinschaft Zürichs. Rund 500 Meter dieser 18 Kilometer langen Strecke müssten mit einem Nylonfaden markiert werden. Im übrigen Streckenverlauf markieren Häuser, Mauern oder Zäune den Eruv.
BASEL Mit Interesse, aber vermutlich auch mit etwas Neid wird man die Zürcher Pläne wohl im benachbarten Basel, der drittgrößten Stadt der Schweiz, zur Kenntnis nehmen. Und dies hat nur bedingt mit der traditionellen Rivalität der beiden Städte zu tun.
Denn obwohl die jüdische Gemeinde in Basel viel kleiner als die der Limmatstadt ist, sind die Eruv-Pläne dort schon einige Jahre alt. Im Gegensatz zu Zürich gingen die Verantwortlichen dort aber mit ihrer Absicht bereits an die Öffentlichkeit, bevor sämtliche Details geklärt waren. Dies hatte zur Folge, dass die Basler Eruv-Pläne im Moment nur in der Schublade liegen.
Ein Argument, warum das kleinere Basel einen Eruv bekommen sollte, war, dass auf diese Weise unter Umständen orthodoxe Ehepaare aus Zürich nach Basel gelockt werden könnten. Ein Argument also, das nun möglicherweise bald keines mehr ist.