Am Montag vergangener Woche ahnte in Brüssel noch niemand etwas von der bevorstehenden Freilassung Gilad Schalits. Damals eröffnete EU-Parlamentspräsident Jerzy Buzek gemeinsam mit dem Knesset-Vorsitzenden Reuven Rivlin in den Räumen des Parlaments eine Ausstellung, die an das Schicksal von Gilad Schalit erinnern sollte. Am nächsten Tag verbreitete sich die Nachricht von der bevorstehenden Freilassung, offenbar ohne dass die Präsentation etwas damit zu tun gehabt hätte.
Erzählung Die Ausstellung, die inzwischen wieder abgebaut worden ist, beruhte auf einer Erzählung, die der junge Gilad im Alter von elf Jahren geschrieben hatte, und die in naiver Weise den Wunsch des Jungen nach Frieden zum Ausdruck brachte: Der kleine Fisch und der große Hai wollen nicht gegeneinander sein, sondern miteinander spielen, obwohl die Erwachsenen darauf bestehen, dass sie Feinde zu sein hätten. Am Ende setzen sich die zwei Freunde durch. Eine Galerie in Israel hatte die Geschichte aufgegriffen und sie von bekannten Illustratoren in Bilder umsetzen lassen. Die entstandene Ausstellung war eine rührende Mahnung daran geworden, dass das Schicksal des Autors nicht vergessen werden sollte.
EU-Parlamentspräsident Jerzy Buzek hatte bei der Eröffnung starke Worte gefunden: »Ich versichere euch, meine Freunde aus Israel, und der Familie von Gilad Schalit, dass wir ihn wie unseren eigenen Sohn und Enkel betrachten. Wir empfinden ihn als ein Mitglied unserer europäischen Familie.« Solche Solidarität an einem so wichtigen Ort ist selten geworden in einer Zeit, da die Boykottaufrufe gegen Israel fast täglich durch die Medien gehen.
Das Engagement hat sich gelohnt. Dass schon am Tag nach der Eröffnung der Schau die Nachricht von Schalits Freilassung kam, war keine Regiepanne, sondern das Tüpfelchen auf dem »i«.