Maram Stern, Geschäftsführer des Jüdischen Weltkongresses (WJC), wird an diesem Samstag 65 Jahre alt. Der gebürtige Berliner, dessen Eltern den Holocaust überlebten, ist der ranghöchste Deutsche in dem internationalen jüdischen Dachverband. Seit Jahrzehnten lebt und arbeitet Stern in Brüssel.
DIALOG Seit vielen Jahren wird seine Expertise auch im politischen Berlin geschätzt. Er prägte die Verhandlungen über zahlreiche staatliche Abkommen mit der jüdischen Seite, so die 2000 erzielte Verständigung über die Zwangsarbeiterentschädigung. Stern gehört zudem seit langem zu den führenden Vertretern des Jüdischen Weltkongresses beim Dialog mit anderen Religionen und mit der Politik in europäischen und asiatischen Ländern.
In den 80er-Jahren war Stern Präsident der Europäischen Union Jüdischer Studenten (EUJS). Bald darauf begann er seine Tätigkeit beim WJC mit unterschiedlichen Aufgaben. Seit 2019 ist er Geschäftsführer; zuvor war er rund 25 Jahre Vize-Geschäftsführer beziehungsweise bis 2013 Vize-Generalsekretär. Der Weltkongress ist der Dachverband jüdischer Gemeinden und Organisationen in rund 100 Ländern.
ANTISEMITISMUS Seit langem warnt Stern vor einem Exodus der Juden aus Europa und drängt die Politik zu entschiedenem Handeln. »Ich bin 1955 in Berlin geboren und dort zur Schule gegangen. Nie hätte ich geglaubt, dass das Wort ›Jude‹ einmal wieder ein Schimpfwort werden würde auf deutschen Schulhöfen«, schrieb er Mitte 2018 in einem Gastbeitrag des Magazins »Der Spiegel«.
Er warnte davor, lediglich in »importiertem Antisemitismus« die Gründe für den erstarkenden Judenhass zu suchen. Es gebe auch »grassierenden Antisemitismus unter jenen, die nicht Flüchtlinge, sondern in Deutschland geboren und aufgewachsen sind«.
Im Februar forderte er in einem Gastbeitrag für diese Zeitung Deutschland auf, auf internationaler Ebene im Kampf gegen Judenhass, Rassismus und Rechtsextremismus voranzugehen. Deutschland sei Exportweltmeister; »es könnte aber mehr exportieren als nur Autos und Maschinen«, so Stern. kna