Bevor sie vor zwei Jahren von Seattle nach Los Angeles zog, wusste Nitzan Barlev nicht, was Mischloach Manot sind. Die Amerikanerin mit israelischen Wurzeln ist Volunteer Engagement and Community Organizing Coordinator bei Valley Beth Shalom, einer Gemeinde des Conservative Movement in Encino, einem Vorort von Los Angeles.
Freunde und Verwandte mit Päckchen, Mischloach Manot, zu beschenken, ist eines der vier Gebote von Purim. Barlev organisiert zum zweiten Mal die synagogenweite Geschenkaktion für die 1400 Haushalte von Valley Beth Shalom.
»Dieses Jahr geht es vor allem darum, dass wir aufeinander achtgeben«, beschreibt sie das Thema, unter dem die Produkte der liebevoll verschnürten Pakete zusammengefasst werden können. Neben Tee, Badesalz und Fair-Trade-Schokolade erhalten die Empfänger auch eine frankierte Postkarte, die sie an einen lieben Menschen schicken können.
Carnival Beim Pasadena Jewish Temple and Center (PJTC) in Pasadena, Kalifornien, gibt es normalerweise eine Purim-Party im Gemeindesaal. Dieses Jahr verlagert die konservative Gemeinde den Spaß nach draußen und veranstaltet einen »Carnival«, mit der Betonung auf car – Auto.
»Ich habe das Gefühl, dass wir dieses Jahr mehr machen für Purim«, wundert sich Rabbinerin Aimee Gerace. Die letzte Station der Autoparade ist ein Tisch, auf dem Teilnehmer Mischloach-Manot-Päckchen mit Süßigkeiten, Hamantaschen, Rosinen und anderen Kleinigkeiten einsammeln können, um sie auf der Heimfahrt an Freunde und Bekannte aus der Gemeinde zu verteilen. Für Gemeindemitglieder, die sich seit Monaten nicht gesehen haben, sei dies eine schöne Gelegenheit, sich in die Augen zu blicken und miteinander verbunden zu fühlen, sagt Gerace.
Purim war für die etwa 350 Familien der 1870 gegründeten modern-orthodoxen Gemeinde schon immer ein wichtiger Feiertag.
Der Gemeinsinn steht auch bei Anshe Sholom B’nai Israel in Chicago im Vordergrund. »Der tiefere Sinn der Mizwot von Purim liegt meiner Meinung nach darin, die Gemeinschaft zu stärken und die Juden zusammenzubringen«, sagt Rabbi David Wolkenfeld.
mischloach manot Purim war für die etwa 350 Familien der 1870 gegründeten modern-orthodoxen Gemeinde schon immer ein wichtiger Feiertag. »Hunderte Menschen kamen in der Synagoge zusammen und brachten ihre Mischloach Manot mit«, erinnert sich der Rabbiner.
In Chicago sind die Corona-Regeln für Religionsgemeinschaften nicht so streng. Seit vergangenem Sommer dürfen sich 50 Menschen zum Gottesdienst versammeln. Trotzdem sind Mitglieder und Vorstand vorsichtig. In diesem Jahr werden Freiwillige die Mischloach-Manot-Pakete ausliefern.
»Wir wollen unseren Mitgliedern zeigen, dass ihre Gemeinde immer noch hier ist«, sagt Wolkenfeld. »Die Gemeinde ist nicht das Gebäude, sondern es sind die Menschen, die sich umeinander kümmern.« Ein Teil der Spenden für Mischloach Manot, die über die Internetseite eingenommen werden, gehen an gemeinnützige Organisationen in Chicago und Israel.
Armut Da so viele Menschen durch die Corona-Krise in existenzielle Schwierigkeiten geraten sind, sei Matanot L’Evionim, das Gebot, Geld oder Geschenke an Arme zu spenden, wichtiger denn je, findet Wolkenfeld.
Das meinen auch die Verantwortlichen der Central Synagogue in New York, einer der einflussreichsten Reformgemeinden in den Vereinigten Staaten. »Unser Team hat entschieden, dieses Jahr mehr Wert auf Matanot L’Evionim zu legen«, erklärt Rabbinerin Rebecca Rosenthal.
»Wir haben darüber nachgedacht, wie wir unserer Stadt helfen können, denn es gibt so viele Menschen, die Hunger leiden.« Seit mehreren Jahren schon betreibt die Gemeinde gemeinsam mit benachbarten Kirchen eine Suppenküche. Und zu Purim werden viele der 2600 Familien dieses Jahr zu Hause Hamantaschen backen und Käsebrote schmieren, die am Donnerstag- und Freitagvormittag an die Gäste der Suppenküche verteilt werden.