Essen

»Gefilte Fisch ist ein Eyecatcher«

Frau Levit, Sie haben eine Ausstellung über Gefilte Fisch gemacht. Wie kam es dazu?
Sie war Teil der »Polish Culinary Week« in Tel Aviv, die vergangene Woche stattgefunden hat. Polnische Küche ist ja nicht nur Gefilte Fisch, aber dieses Gericht ist beinahe eine Ikone. Jeder mag es, wenn er sagen kann, dass er Gefilte Fisch entweder liebt oder hasst. Zu diesem Gericht hat man eine Meinung: Manche mögen es klassisch zubereitet, die anderen bestehen auf einer ganz besonderen Zutat. Gefilte Fisch ist ein Symbol, und wir sollten es feiern – auch wenn man es nicht mag.

Wie haben Sie die Ausstellung konzipiert?

In der Schau finden sich Infografiken und andere Daten, die Auskunft darüber geben, wer Gefilte Fisch isst, wo das Gericht serviert wird und wie es sich über die Jahrzehnte verändert hat.

Was haben Sie während ihrer Arbeit herausgefunden?

Die Menschen essen wieder mehr Gefilte Fisch. Das war für mich, zugegebenermaßen, sehr überraschend. Auch Juden, die keinen osteuropäischen Hintergrund haben, haben dieses Gericht auf ihrem Speiseplan. Und die Ultraorthodoxen mögen es – das zumindest ergaben meine Recherchen. Auch viele marokkanische oder irakische Juden essen Gefilte Fisch, in den USA sogar viele Muslime. Koscheres Essen ist bei ihnen sehr beliebt, denn es beinhaltet kein Schwein. 19 Prozent der Gefilte Fisch in den USA werden an Muslime verkauft.

Sind Ihnen denn besonders exotische Varianten von Gefilte Fisch begegnet?
Das vegane Rezept zum Beispiel. Es wird aus Tofu und Cashewnüssen hergestellt. Und es existiert auch eine Geflügel-Version. Natürlich gibt es viele unterschiedliche Arten, das Gericht zuzubereiten – also nicht nur die bekannten Kugeln. Gefilte Fisch kann im Laib gebacken oder wie ein Zylinder geformt werden.

Ist das Gericht modern?

Nein, so würde ich das nicht sehen. Es gibt zwar viele Restaurants, die schon über Jahrzehnte osteuropäisch-jüdisch kochen, aber dass es nun ein Wiederaufblühen dieser Speisen generell gibt, glaube ich nicht. Grafisch betrachtet ist es einfach ein Statement. Gefilte Fisch ist ein Eyecatcher. Ich sage immer: Dieses Gericht hat sein eigenes Logo gleich mitgebracht.

Mögen Sie persönlich Gefilte Fisch?
Ja, aber nur die von meiner Großmutter, denn sie kocht sie nicht süß, sehr leicht, und wir haben keine zähflüssige Soße dazu. Aber wenn Sie jemand anderen fragen, wird der ihnen erzählen, dass genau die süße Variante die beste ist. Bei uns zu Hause wird das Gericht immer an Pessach und an Rosch Haschana serviert.

Mit der Grafikerin und Designerin sprach Katrin Richter.


www.ronilevit.com

USA

Der Lautsprecher

Howard Lutnick gibt sich als Architekt der amerikanischen Zollpolitik. Doch der Handelsminister macht sich mit seiner aggressiven Art im Weißen Haus zunehmend Feinde

von Sebastian Moll  18.04.2025

Ungarn

Die unmögliche Geige

Dies ist die zutiefst berührende Geschichte eines Musikinstruments, das im Todeslager Dachau gebaut und 70 Jahre später am Balaton wiedergefunden wurde

von György Polgár  17.04.2025

Medien

Noa Argamani ist auf der »Time 100«-Liste

Alljährlich präsentiert das »Time Magazine« die 100 einflussreichsten Menschen der Welt. 2025 ist auch eine freigelassene israelische Geisel dabei

 17.04.2025

USA

Neuauflage von Weinstein-Prozess startet

Vor gut einem Jahr überraschte ein Gericht in New York die Welt und hob das historische Vergewaltigungsurteil gegen Harvey Weinstein auf. Nun wird über die Vorwürfe erneut verhandelt

von Benno Schwinghammer  14.04.2025

Türkei

Die Optimistin

Liz Behmoaras schrieb über das jüdische Leben im Land – und für das Miteinander. Ein Nachruf

von Corry Guttstadt  14.04.2025

Ägypten

Gefährliches Paradies

Der Sinai ist einer der wenigen Urlaubsorte im Ausland, den Israelis auf dem Landweg erreichen können. Gern auch zu Pessach. Aber zu welchem Preis?

von Matthis Kattnig  11.04.2025

Feiertag

Putzen, Plagen, Playmobil

Neben Mazza und Haggada bietet Pessach Raum für ganz neue, individuelle Rituale. Wir haben uns in sieben Familien in Europa und Israel umgehört

von Nicole Dreyfus  11.04.2025

Israel-Boykott

Johnny Rotten nennt Hamas »einen Haufen von ›Judenvernichtern‹ «

Eine irische Zeitung hat versucht, den Ur-Punk Johnny Rotten vorzuführen, der sich kraftvoll gegen einen Boykott Israels wehrt. Das ging gründlich schief

von Sophie Albers Ben Chamo  10.04.2025

USA

Eine Hochschule und ihr LGBTQ-Klub

Die einen feiern den »Meilenstein für queere Juden«, die Yeshiva University rudert zurück. Nicht nur die orthodoxe Gemeinschaft ist verwirrt

von Sophie Albers Ben Chamo  10.04.2025