In den Fall des seit einigen Monaten in Russland inhaftierten Reporters des »Wall Street Journal«, Evan Gershkovich, könnte Bewegung kommen. Der Sprecher von Präsident Wladimir Putin, Dmitri Peskow, deutete am Dienstag die Möglichkeit eines Gefangenenaustausches an, ohne allerdings konkret zu werden.
»Es gibt gewisse Kontakte in dieser Hinsicht, aber wir wollen sie nicht in irgendeiner Weise öffentlich machen«, zitierten russische Medien Peskow. »Sie müssen in völliger Stille fortgesetzt werden.«
Gershkovich, ein 31-jähriger, jüdischer US-Bürger, der in Russland als Journalist akkreditiert war, wurde am 29. März vom Inlandsgeheimdienst FSB in Jekaterinburg festgenommen. Ihm wird Spionage vorgeworfen, was nicht nur er und sein Arbeitgeber, sondern auch die US-Regierung bestreiten.
BEMÜHUNGEN Gershkovich ist Sohn russischer Einwanderer und wuchs in New Jersey auf. Er arbeitet seit Anfang letzten Jahres für das »Journal«. Zuvor war er für die Nachrichtenagentur »Agence France-Presse«, die englischsprachige »Moscow Times« sowie die »New York Times« tätig. Es ist das erste Mal seit mehr als 30 Jahren, dass ein US-Reporter in Russland verhaftet wurde. Allerdings befinden sich aktuell mehrere Amerikaner dort in Haft.
Der Sonderbeauftragte von US-Präsident Joe Biden für Geiselangelegenheiten, Roger Carstens, hatte letzte Woche angedeutet, man stehe mit Moskau in in Kontakt, um auf eine Freilassung Gershkovichs hinzuwirken, bislang jedoch ohne eindeutige Signale der russischen Seite.
Am Montag konnte US-Botschafterin Lynne Tracy Gershkovich im Moskauer Lefortowo-Gefängnis besuchen. Vor zwei Wochen hatte ein Gericht entschieden, die Untersuchungshaft des Journalisten bis Ende August zu verlängern.
In den USA sitzt ein russischer Staatsbürger wegen krimineller Aktivitäten im Internet in Haft. Er könnte möglicherweise gegen Gershkovich ausgetauscht werden. Ein solcher Gefangenenaustausch zwischen den USA und Russland wird von vielen Beobachtern als der gangbarste Weg angesehen, um Gershkovich möglichst schnell freizubekommen. Vor einigen Monaten wurde der in den USA inhaftierte russische Waffenhändler Viktor Bout gegen die amerikanische Sportlerin Brittney Griner ausgetauscht. mth