Ausgerechnet an Schawuot werden in Brüssel die Staats- und Regierungschefs der wichtigsten westlichen Länder zusammenkommen, um den G7-Gipfel abzuhalten. Doch wenn man das genau betrachtet, ist das gar keine so schlechte Idee. Merkel, Obama und die anderen werden große Weltpolitik behandeln, eines der wichtigsten Themen wird die Ukraine sein.
Auch wenn das vom heimischen Wohnzimmer aus nicht wirklich so aussieht, geht es dort inzwischen um Leben und Tod. Das hat eine moralische Dimension, die beim üblichen Feilschen um Geld, Macht und Einfluss leicht aus den Augen verloren wird.
steinwurf Hier nun kommt Schawuot ins Spiel. Denn nur einen Steinwurf weit vom Ratsgebäude entfernt, in der kleinen Rue Froissart, durch die all die wichtigen Teilnehmer des Gipfels zum Tagungsort fahren, liegt die stolz sich so bezeichnende »Synagogue of Europe«, die Europa-Synagoge. In Ruf- und Hörweite von EU-Kommission, -Rat und -Parlament wird dort das ganze Jahr über alles angeboten, was ein guter Jude so braucht oder zumindest brauchen sollte: die tägliche Andacht, der Schabbatgottesdienst, die jüdischen Feste und die Hohen Feiertage. An Schawuot werden, wie immer, von der Bima aus die Zehn Gebote laut verlesen, um sie der Gemeinde ins Bewusstsein zu rufen.
So kommt es also, dass, während die Staats- und Regierungschefs durch die Rue Froissart zu ihrem G7-Treffen fahren werden, ihnen aus der Synagoge die Zehn Gebote entgegenschallen. So gesehen war es wirklich passend, den Gipfel ausgerechnet auf Schawuot zu legen.