In Frankreich sitzt der Schock über die Ermordung des Lehrers Samuel Paty durch einen radikalen Islamisten tief. Landesweit wurden am vergangenen Sonntag Mahnwachen und Gedenkveranstaltungen abgehalten. Auch mehrere jüdische Organisationen hatten zur Teilnahme aufgerufen.
Paty wurde von einem 18-jährigen aus Tschetschenien stammenden und in den sozialen Medien radikalisierten Mann in einem Vorort von Paris ermordet. Er hatte dem Lehrer vor dessen Schule aufgelauert und ihn anschließend enthauptet. Berichten zufolge rief er »Allahu akbar«, bevor ihn die Polizei erschoss.
MOHAMMED-KARIKATUREN Auslöser für die Bluttat war offenbar, dass Paty im Unterricht die umstrittenen Karikaturen des Propheten Mohammed durchgenommen hatte. Diese wurden erstmals 2005 in einer dänischen Tageszeitung veröffentlicht und haben seitdem immer wieder Gewaltaktionen muslimischer Fanatiker provoziert.
Der Vater eines Schülers der Klasse Patys fühlte sich Berichten zufolge durch die Verwendung der Bilder in einer Unterrichtsstunde zum Thema Meinungsfreiheit erzürnt und organisierte sowohl an der Schule als auch im Internet eine Kampagne gegen den Lehrer. Der Täter soll darüber hinaus mehrere Komplizen gehabt haben.
CRIF Das CRIF, der Zentralverband der französischen jüdischen Gemeinschaft, verwies auf die »eskalierende Natur islamistischer Anschläge« in Frankreich und forderte, dass diejenigen, die sich der Aufstachelung zum Hass schuldig gemacht haben, ebenfalls juristisch zur Rechenschaft gezogen werden müssten. »Sie haben die Hand des Mörders geführt und sind daher mitschuldig an dieser schändlichen Tat«, so das CRIF in einer Stellungnahme.
Man stehe an der Seite der Lehrerschaft und der ganzen Republik. Das Nationale Büro zur Überwachung des Antisemitismus forderte ebenfalls ein härteres staatliches Vorgehen gegen Islamisten.
»Es ist an der Zeit, echte Maßnahmen zu ergreifen, um diese Gefahr, die von innen kommt, auszumerzen. Das französische Volk erwartet starke Handlungen wie die Annullierung, den Entzug, den Verlust der französischen Staatsbürgerschaft und die Ausweisung aus dem Staatsgebiet. Wir können nicht islamische Terroristen in Mali bekämpfen und sie in Frankreich beherbergen.« Das Büro forderte muslimische Organisationen auf, »ohne Wenn und Aber« den Anschlag zu verurteilen.
»CHARLIE HEBDO« Im vergangenen Monat hatte ein Angreifer in jener Straße, in der sich bis zum Terroranschlag im Januar 2015 die Redaktion des Satiremagazins »Charlie Hebdo« befand, auf mehrere Menschen eingestochen.
Die Sicherheitskräfte nahmen dies zum Anlass, an Jom Kippur bewaffnete Wachen zum Schutz vor Angriffen auf Synagogen einzusetzen. »Juden sind ganz besonders im Visier von islamischen Attentätern«, erklärte damals Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin.