Das, erzählt Jonathan Kreutner, habe er in all den Jahren beim Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG) noch nicht erlebt. Aus dem Zürcher Wohnbezirk Wiedikon, wo die meisten Juden der Stadt leben, wurden der Meldestelle des SIG zu Wochenbeginn gleich mehrere Übergriffe und antisemitische Beschimpfungen vom Wochenende zur Kenntnis gebracht.
In mindestens einem Fall könne man mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass die angegriffene Person wegen ihrer Jüdischkeit beleidigt worden sei, sagte der langjährige SIG-Generalsekretär dieser Zeitung. Bei allen Fällen seien orthodoxe Juden, die aufgrund ihrer Kleidung als solche erkennbar waren, involviert gewesen, fügte er hinzu.
Die Polizei überprüfe die eingegangenen Anzeigen noch. Laut Kreutner ist auch noch unklar, ob zwischen den fünf gemeldeten Fällen ein Zusammenhang besteht. Seit den Hamas-Angriffen auf Israel am 7. Oktober 2023 hat sich auch in der zuvor recht sicheren Schweiz die Lage für Juden verschlechtert. Dennoch zeigte sich Kreutner überrascht über die jüngste Häufung der Verdachtsfälle.
Ein im März vorgelegter Antisemitismusbericht des SIG beschrieb, wie der 7. Oktober zu einem sprunghaften Anstieg judenfeindlicher Vorfälle in der Schweiz geführt hatte. So fanden drei Viertel der 2023 verzeichneten Fälle im letzten Quartal des Jahres 2023 statt.
In der jüdischen Gemeinschaft der Schweiz herrsche eine große Verunsicherung, der Politik und Gesellschaft sich stellen müssten, sagte der SIG-Generalsekretär. mth