Auch in Frankreich erregt die Freilassung des israelischen Soldaten Gilad Schalit die öffentliche Aufmerksamkeit. Das Land hat sich in den vergangenen fünf Jahren mit Nachdruck für ein Ende der Gefangenschaft eingesetzt. Schalit hat neben der israelischen auch die französische Staatsbürgerschaft. Seine Großmutter väterlicherseits wurde in Marseille geboren und wanderte als Erwachsene nach Israel aus. Nach französischem Recht kann die Staatsbürgerschaft an die Nachfahren weitervererbt werden, auch wenn sie nicht im Land geboren wurden.
Sarkozy Nachdem am Dienstagabend vergangener Woche Schalits Freilassung angekündigt worden war, telefonierte Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy mit Noam Schalit, dem Vater des entführten Soldaten. Er teile seine Hoffnung und sei »in ständigem Kontakt« mit Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, sagte Sarkozy. Noam Schalit äußerte gegenüber dem Staatschef, dass er zwar sehr glücklich, aber vorsichtig sei, denn noch sei nichts geschehen. Auf einer Pressekonferenz mit Israels Staatsoberhaupt Schimon Peres am Mittwoch vergangener Woche dankte Noam Schalit Frankreich für die Unterstützung. Nach der Freilassung am Dienstag kündigte Sarkozy an, Gilad Schalit demnächst zu einem Besuch nach Frankrech einzuladen.
François Hollande, der sozialistische Kandidat für die Präsidentschaftswahlen in Frankreich 2012, sagte, die Freilassung sei eine Erleichterung. Er habe den Vater des jungen Soldaten getroffen, als dieser das letzte Mal in Frankreich war.
Solidarität Viele französische Organisationen und Vereinigungen haben seit 2006 für Schalits Freilassung gekämpft. Als Symbol der Solidarität hisste vor drei Jahren der Bürgermeister von Paris, Bertrand Delanoë, am Rathaus des 16. Arrondissement ein Banner. Es trug die Inschrift: »Free Shalit!« Ein weiteres wurde auch am Hôtel de Ville, dem zentralen Rathaus von Paris, angebracht. In den vergangenen fünf Jahren fanden in Frankreich viele Veranstaltungen statt, bei denen sich Tausende Menschen für Schalit einsetzten.
Vor fünf Wochen forderten 15 muslimische Führer in Frankreich die sofortige Freilassung des israelischen Soldaten. Initiiert hatte die Aktion Rabbi Michel Serfaty, Präsident der Association Judéo-Musulmane de France. Im Juni hatten die Imame den Vater des jungen Mannes während seines Frankreich-Besuchs getroffen.
Moral Die jüdische Gemeinde in Frankreich ist froh über die Freilassung. Doch Richard Prasquier, Präsident der jüdischen Dachorganisation CRIF, räumte ein: »Wir verstehen auch die Reaktion und das Leid der Familien der Opfer, die sich der Freilassung und dem damit verbundenen Gefangenenaustausch widersetzen. Aber der Talmud gebietet uns: ›Wer einen Menschen rettet, rettet die ganze Welt.‹ Das ist eine moralische Pflicht.«