Welch ein Finale: Rund 400 Sänger aus ganz Europa stimmten Mitte des Monats in Wien beim Abschlusskonzert des Europäischen Jüdischen Chorfestivals das Lied »Oseh Schalom« an und sangen danach Israels Nationalhymne, die Hatikva. Um die 1400 Zuhörer applaudierten den Sängern im Austria Center.
Zu dem musikalischen Großereignis waren 16 Chöre aus ganz Europa angereist. Aus Österreich nahm neben dem Wiener Jüdischen Chor, dessen Leiter Roman Grinberg das Festival initiiert und organisiert hatte, auch der Knabenchor des Wiener Stadttempels teil. Nach den Einzeldarbietungen der verschiedenen Chöre – darunter auch »Masel tov« aus Wuppertal und der Shalom-Chor Berlin – standen schließlich 18 Vokalensembles gemeinsam auf der Bühne.
Superlativ »So einen großen jüdischen Chor hat es auf der Welt noch nie gegeben«, sagte Grinberg gerührt. »Es ist toll, dass Chöre aus so vielen Ländern Europas nach Wien gekommen sind«, unterstrich der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien, Oskar Deutsch. »Das Publikum ist zu Recht begeistert«, lobte er die Qualität der Chöre. »Und man sieht, wie Musik uns zusammenbringt.«
Gesungen wurde auf Hebräisch, Jiddisch und Ladino. Besonders viel Applaus gab es für die schwungvollen Auftritte von Chören aus Osteuropa wie dem Kinder- und Jugendchor »Eva« aus St. Petersburg. Ihm gehören ausschließlich Mädchen und junge Frauen an; sie trugen etwa »Bei Mir Bistu Shein« vor. Mitreißend war auch der Auftritt von »Varnitshkes« aus Lemberg. Die Sänger trugen unter anderem das Lied »Ver Es Hot A Templ« vor. Aus Belgrad war der älteste bis heute bestehende jüdische Chor der Welt angereist: die »Baruch Brothers«, die es bereits seit 1879 gibt.
Verband Anders als in Europa gibt es in Israel seit Langem regelmäßig jüdische Chortreffen. Dabei kommen aber die meisten Chöre aus dem Land selbst, und nur ein, zwei ausländische Ensembles sind zu Gast. »Auch in den USA finden Chortreffen statt, doch da gibt es eine Dachorganisation, die die Teilnehmer einlädt«, sagte Initiator Grinberg. In Europa habe es so etwas bisher nicht gegeben. »Deshalb bin ich auf die Idee gekommen, die Association of European Jewish Choirs zu gründen«, betont er.
Dass sich am Ende so viele Chöre anmelden würden, hatte er nicht erwartet, als die Einladungen verschickt wurden. Man musste vom ursprünglichen Auftrittsort »Odeon« kurzerhand ins Austria Center wechseln. Im Odeon war das Festival unter dem Motto »Shir LaShalom« aber dennoch zu Gast: Hier fanden einige Tage lang Workshops statt, in denen die Sänger auch fürs gemeinsame Abschlusskonzert probten.
Kommendes Jahr soll das Festival in Rom ausgerichtet werden, 2015 vermutlich in Paris.