Vier jüdische Kongressmitglieder haben mittlerweile angekündigt, der Amtseinführung des gewählten US-Präsidenten Donald Trump an diesem Freitag fernzubleiben. Die demokratischen Abgeordneten Jerrold Nadler (New York), Steve Cohen (Tennessee), Jamie Raskin (Maryland) und John Yarmuth (Kentucky) schließen sich damit einer geplanten Boykottaktion von inzwischen fast 60 (von insgesamt 194) Kongressabgeordneten der Demokraten an. Das berichteten amerikanische Medien am Mittwoch.
Bürgerrechtler Mit ihrer Aktion drücken die Parlamentarier auch ihre Solidarität mit John Lewis aus, dem afroamerikanischen Bürgerrechtler und Abgeordneten des Repräsentantenhauses. Lewis bleibt der Zeremonie ebenfalls fern. Er hatte Trump vor wenigen Tagen vorgeworfen, wegen mutmaßlicher russischer Einmischung in den US-Wahlkampf »kein legitimer Präsident« zu sein. Trump hatte Lewis daraufhin per Twitter kritisiert: »Alles Gerede, Gerede, Gerede« und außerdem behauptet, Lewis’ Wahldistrikt in Atlanta »falle auseinander« und sei »kriminalitätsverseucht«.
John Lewis hat an vielen friedlichen Demonstrationen für die Rechte der Afroamerikaner in den USA teilgenommen und wurde als Anführer des Protestmarschs in Selma (Alabama) am 7. März 1965 bekannt. Die Demonstration für das Wahlrecht der Schwarzen war von der Polizei brutal gestoppt worden. Lewis, damals Anführer einer Studentenorganisation, erlitt dabei eine Schädelfraktur.
Stellungnahmen Der New Yorker Abgeordnete Nadler teilte mit, Trumps Verhalten sei seiner Meinung nach »eine Bedrohung für die Institutionen und Werte unserer Demokratie«. Auf Twitter schrieb Nadler: »Der wahre Donald Trump steht Seite an Seite mit W. Putin.« Sein Kollege Cohen erklärte seine geplante Abwesenheit mit »unpräsidentschaftlichen Bemerkungen«, die Trump gemacht habe.
»Ich kann seine unaufhörliche Beschäftigung mit Frömmelei, Frauenhass und Angst nicht schlucken«, teilte der Abgeordnete Raskin mit. Die Stellungnahme des Abgeordneten Yarmuth lautete: »Ich glaube, das Amt des Präsidenten verdient unseren Respekt, und dieser Respekt muss damit beginnen, dass der Präsident selbst Respekt zeigt.« Dem Kongress gehören insgesamt 20 jüdische Abgeordnete an.