Die Statue eines wegen seines Antisemitismus bekannten Ex-Bürgermeisters von Wien soll vom Sockel gestoßen werden. Das ist die am Mittwoch veröffentlichte Empfehlung einer Experten-Kommission an die Stadt Wien. Es geht um den auch vom späteren Diktator Adolf Hitler bewunderten Karl Lueger (1844-1910).
»Die Verdienste des Bürgermeisters Lueger können nicht aufwiegen, was der Hassprediger Lueger und seine Schüler langfristig angerichtet haben«, sagte der Leiter des Instituts für Historische Sozialforschung, Florian Wenninger.
Anstelle des Ehrenplatzes im Zentrum der Stadt solle ein Raum geschaffen werden, an dem sich die Bürger kritisch mit der Vergangenheit sowie Antisemitismus und Rassismus in der heutigen Zeit auseinandersetzen könnten.
»Die Statue stellt eine reale Gefahr für uns Jüdinnen und Juden dar, weil sie ein Sammelort für gewaltbereite Rechtsextreme ist, die sich mit dem Antisemitismus Luegers identifizieren«, betont Sashi Turkof, Präsidentin der Jüdischen Österreichischen HochschülerInnen.
Lueger, der von 1897 bis 1910 Bürgermeister der damals rund zwei Millionen Einwohner zählenden Stadt war, wird sehr unterschiedlich beurteilt. Die einen heben seine Verdienste in der Sozial- und Gesundheitspolitik hervor, andere betonen seine demagogischen antisemitischen Züge. dpa