Antisemitismus

Europäische Rabbinerkonferenz nach Teichtal-Angriff besorgt

Yehuda Teichtal, Rabbiner der Jüdischen Gemeinde zu Berlin Foto: Marco Limberg

Nach dem antisemitischen Angriff auf den Berliner Gemeinderabbiner Yehuda Teichtal warnt die Europäische Rabbinerkonferenz (CER) vor einer Bedrohung der Religionsfreiheit in Deutschland. Denn wiederholte Angriffe auf Rabbiner seien nicht nur eine Bedrohung und Herabwürdigung der einzelnen Rabbiner oder der jüdischen Gemeinschaft, sagte CER-Generalsekretär Gady Gronich der Deutschen Welle. »Diese Vorfälle bedrohen die Religionsfreiheit und das religiöse Miteinander in Deutschland und gefährden damit einen Wesenszug der deutschen Gesellschaft, die für ihre religiöse Pluralität bekannt ist.«

Es müsse auch Aufgabe der gesamten Gesellschaft sein, sich dem Antisemitismus entgegenzustellen und Solidarität mit angegriffenen Rabbinern und deren Familien zu zeigen. Gronich verwies auf eine in den vergangenen Jahren gewachsene Pluralität jüdischen Lebens in Berlin. Es sei wichtig, dass Juden sich in der Öffentlichkeit mit Kippa bewegen könnten, ohne Angst haben zu müssen. Dafür solle der Staat sorgen. Er vertraue darauf, dass sich die Sicherheitsbehörden entschieden um Aufklärung des Vorfalls gegen Teichtal bemühten. Der Angriff in Gegenwart eines Kindes des Rabbiners sei »schäbig«.

ERMITTLUNGEN Nach Angaben der Jüdischen Gemeinde zu Berlin hatten zwei Männer Teichtal auf Arabisch beschimpft und bespuckt. Der Angriff fand bei einer Synagoge im Stadtteil Wilmersdorf statt, in der Teichtal zuvor einen Gottesdienst geleitet hatte. Nach der Anzeige des Rabbiners, der bei der Attacke von einem seiner Kinder begleitet wurde, nahm die Polizei Ermittlungen auf. Die Tat hatte für große Empörung gesorgt.

Am Samstag war auch in Potsdam ein Mann, der eine Kippa mit Davidstern trug, von einem Syrer bespuckt und beleidigt worden. Bereits im Juni waren in Hamburg Landesrabbiner Shlomo Bistritzky und das Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde Hamburg, Eliezer Noe, nach Polizeiangaben bespuckt und beleidigt worden. Bei dem Verdächtigen soll es sich um einen Marokkaner gehandelt haben. Einen Monat zuvor hatten antisemitische Anfeindungen gegen den Kölner Rabbiner Yechiel Brukner in öffentlichen Verkehrsmitteln für Schlagzeilen gesorgt.  kna/ja

Gerichtsurteil

Haftstrafen für Gewalt gegen Israelis in Amsterdam

In digitalen Chat-Gruppen war der Anklage zufolge zu einer »Jagd auf Juden« aufgerufen worden

 24.12.2024

Kanada

Jüdische Mädchenschule in Toronto zum dritten Mal beschossen

Auch im vermeintlich sicheren Kanada haben die antisemitischen Angriffe extrem zugenommen - und richten sich sogar gegen Kinder

 23.12.2024

Bulgarien

Kurzer Prozess in Sofia

Der jüdische Abgeordnete Daniel Lorer wurde von seiner Partei ausgeschlossen, weil er nicht zusammen mit Rechtsextremisten stimmen wollte

von Michael Thaidigsmann  23.12.2024

Großbritannien

Gerechtigkeit und jüdische Werte

Sarah Sackman wurde als frisch gewählte Abgeordnete zur Justiz-Staatsministerin ernannt

von Daniel Zylbersztajn-Lewandowski  23.12.2024

Spanien

Tod in den Bergen

Isak Andic, Gründer der Modekette Mango und Spross einer sefardischen Familie aus der Türkei, kam bei einem Familienausflug ums Leben

von Michael Thaidigsmann  23.12.2024

Australien

»Juden raus«-Rufe vor Parlament in Melbourne

Rechtsextremisten haben vor dem Regionalparlament in Melbourne antisemitische Parolen skandiert

 23.12.2024

Guatemala

Rund 160 Kinder vor ultraorthodoxer Sekte gerettet

Laut Behördenangaben wurden auf dem Gelände von »Lev Tahor« mutmaßliche sterbliche Überreste eines Kindes gefunden

 22.12.2024

Analyse

Putins antisemitische Fantasien

Der russische Präsident ist enttäuscht von der jüdischen Diaspora im Westen und von Israel

von Alexander Friedman  22.12.2024

Diplomatie

Israel und Irland: Das Tischtuch ist zerschnitten

Politiker beider Länder überhäufen sich mit Vorwürfen. Wie konnte es so weit kommen?

von Michael Thaidigsmann  18.12.2024