Mehrere Zenhtausend Menschen haben in zahlreichen Städten Frankreichs gegen die Welle antisemitischer Attacken im Land demonstriert. Vertreter des gesamten politischen Spektrums hatten nach mehreren judenfeindlichen Angriffen unter dem Motto »Es reicht!« zu Demonstrationen für Toleranz und gegen Rassismus aufgerufen.
An der Kundgebung in der Hauptstadt nahmen Regierungschef Édouard Philippe und zahlreiche Minister teil. Staatschef Emmanuel Macron begab sich am Abend mit den Präsidenten der Nationalversammlung und des Senats, Richard Ferrand und Gérard Larcher, zur Schoa-Erinnerungsstätte in der Hauptstadt.
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SCHÄNDUNGEN Zuvor hatte Emmanuel Macron nach den Grabschändungen auf einem jüdischen Friedhof im Elsass ein entschlossenes Vorgehen gegen den Antisemitismus zugesagt. »Wir werden Maßnahmen ergreifen. Wir werden Gesetze erlassen. Wir werden bestrafen«, sagte Macron am Dienstag bei dem kurzfristig angesetzten Besuch in Quatzenheim nordwestlich von Straßburg.
Präsident Macron kündigt harte Maßnahmen gegen den Judenhass an.
Es wurden laut Präfektur rund 80 Gräber geschändet. Die französische Nachrichtenagentur AFP sprach sogar von 96 Gräbern. Auf TV-Bildern waren farbige Hakenkreuze auf Grabmälern zu sehen. Die Hintergründe der Tat blieben zunächst offen. Präfekt Jean-Luc Marx sprach von einer »abscheulichen antisemitischen Tat«.
Auch Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu nannte die Schändung der Gräber durch »wilde Antisemiten« schockierend. Er rief die Spitzenpolitiker Frankreichs und Europas dazu auf, entschlossen gegen Antisemitismus vorzugehen. »Es ist eine Plage, die jeden gefährdet, nicht nur uns, und sie muss verurteilt werden, wo immer oder wann immer sie auftaucht.«
Kommt nach Hause, emigriert nach Israel, sagt Israels Minister Joav Gallant.
ALIJA Der israelische Einwanderungsminister Joav Gallant erklärte, die Schändung von Gräbern auf dem jüdischen Friedhof in Frankreich erinnere ihn an dunkle Tage in der Geschichte des jüdischen Volkes. »Ich verurteile den Antisemitismus in Frankreich aufs Schärfste und rufe die Juden auf: Kommt nach Hause, emigriert nach Israel!«
In Frankreich gibt es zurzeit eine breite Debatte über Antisemitismus. Die Zahl judenfeindlicher Vorfälle stieg im vergangenen Jahr sprunghaft an. Erst am Wochenende wurde der Schriftsteller und Philosoph Alain Finkielkraut am Rande einer »Gelbwesten«-Demonstration in Paris angegriffen und beschimpft.
Laut Präfektur wurden rund 80 Gräber auf dem jüdischen Friedhof geschändet.
Die Justiz hat Ermittlungen gegen die betreffenden Gelbwesten aufgenommen. Frankreichs Innenminister Christophe Castaner erklärte via Twitter, ein Verdächtiger aus dem islamistischen Milieu, der vor allem für die Beschimpfungen verantwortlich sei, sei identifiziert worden.
In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass es in Frankreich im vergangenen Jahr 541 antisemitische Vorfälle gab – fast drei Viertel (74 Prozent) mehr als im Jahr zuvor. Die Zahlen lösten Empörung aus. Innenminister Christophe Castaner sprach davon, dass sich der Antisemitismus »wie ein Gift« ausbreite. dpa/ja