Großbritanniens Oberrabbiner Ephraim Mirvis hat es abgelehnt, in den Synagogen des Landes schon bald wieder Gottesdienste zu feiern – trotz der jüngsten von der britischen Regierung genehmigten Lockerung der Einschränkungen für Versammlungen in Gotteshäusern. Das berichtete die Nachrichtenseite »Jewish News« unter Bezugnahme auf einen Brief von Mirvis an die jüdischen Gemeinden im Vereinigten Königreich.
»Es wäre nicht richtig, unsere Synagogen zu einem Zeitpunkt zu öffnen, an dem nach wie vor Lebensgefahr besteht«, schrieb er, auch wenn dies »sehr schmerzhaft« sei.
Seit Anfang vergangener Woche dürfe Beter wieder zum persönlichen Gebet in die britischen Gotteshäuser. Die Forderungen nach Öffnung sei von »unseren christlichen Freunden« gekommen, sagte Mirvis. Für die sei das individuelle Gebet »ein wichtiger Teil ihrer Tradition«. Er habe die Forderung der Kirchen daher unterstützt, lehne es aber ab, auch die Synagogen wieder aufzumachen. Seit März sind in Großbritannien wegen der Corona-Pandemie keine Gottesdienste mehr möglich.
STERBERATE »Wir haben eine alarmierend höhere Sterberate in unserer Gemeinschaft im Vergleich zur Gesamtbevölkerung«, stellte der Oberrabbiner fest. Fast 500 Tote hat die rund 300.000 Mitglieder umfassende jüdische Gemeinschaft bislang zu beklagen.
Das Einzelgebet sei zudem kein essenzieller Bestandteil des jüdischen Gemeindelebens, so Mirvis weiter, und es bestehe darüber hinaus die Gefahr, dass in den Synagogen Minjanim zusammen kämen und gemeinsame Gebete stattfinden. »Das wäre dann ein klarer Gesetzesverstoß und eine Entweihung von Haschems Namen«, schrieb er.
Er unterstütze zwar die Forderung nach einer Öffnung - aber erst, wenn dies auch sicher sei. »Für mich ist klar: Unsere Synagogen müssen geschlossen bleiben, bis die Regierung in Gotteshäusern wieder das gemeinschaftliche Gebet erlaubt«, betonte Mirvis in seinem Brief. mth