USA

Erschreckende Wissenslücken

Besonders in New York wussten nur wenige der befragten jungen Erwachsenen über die Schoa Bescheid. (Symbolbild) Foto: imago

Mit dem Wissen über die Schoa ist es bei vielen jüngeren Amerikanern nicht weit her. Zu diesem Befund kam jetzt eine landesweite Umfrage der Claims Conference, für die rund 1000 US-Bürger im Alter von 18 bis 39 Jahren in allen 50 Bundesstaaten befragt wurden. Demnach wussten fast zwei Drittel der Befragten nicht, dass im Holocaust sechs Millionen Juden von den Nationalsozialisten umgebracht wurden.

BILDUNG 36 Prozent der Umfrageteilnehmer schätzte die Opferzahl sogar auf unter zwei Millionen. Mehr als ein Zehntel der Teilnehmer gab sogar an, die Juden selbst seien für den Holocaust verantwortlich gewesen. Die Umfrage ergab zwar, dass die meisten der Befragten schon einmal vom Holocaust gehört hatten und mehr als die Hälfte auch den Namen mindestens eines NS-Konzentrationslagers oder jüdischen Ghettos nennen konnte. Allerdings sagten 15 Prozent, der Holocaust sei ein Mythos oder werde übertrieben. Sogar ein Fünftel gab an, es werde zu viel über das Thema geredet.

Mehr als ein Viertel der New Yorker Befragten behauptete, der Holocaust sei ein Mythos oder werde übertrieben.

In der Umfrage wurde kein Zusammenhang zwischen staatlichen Bildungsprogrammen zum Holocaust und dem entsprechenden Wissen über den Massenmord an sechs Millionen Juden erkennbar. In den zehn Bundesstaaten mit dem laut Umfrage höchsten Wissensstand gibt es keinen verpflichtenden Schulunterricht zu diesem Thema, während das in drei der Staaten mit dem geringsten Wissensstand der Fall ist. Zu diesen Staaten gehören New York und Florida.

SCHLUSSLICHT Als Wissen zur Schoa wurde abgefragt, ob die Betreffenden schon einmal vom Holocaust gehört hatten, ob sie wussten, dass dabei sechs Millionen Juden ermordet wurden und ob sie mindestens den Namen eines NS-Konzentrationslagers oder Ghettos nennen konnten. Besonders frappierend: In New York, in dem der jüdische Bevölkerungsanteil relativ hoch ist, konnte eine Mehrheit keinen Namen eines Lagers nennen.

Mehr als ein Viertel der New Yorker Befragten behauptete sogar, der Holocaust sei ein Mythos oder werde übertrieben. Dagegen war laut Umfrage der Claims Conference das Wissen in Wisconsin am höchsten: 44 Prozent der Befragten in dem Bundesstaat im Mittleren Westen der USA konnten die drei Fragen richtig beantworten.

Eine Sprecherin der Claims Conference sagte, man habe erwartet, dass viele Informationen zum Holocaust besser bekannt seien. Die Ergebnisse der Umfrage seien schlechter als erwartet. mth

Mehr zu diesem Thema in der Printausgabe der Jüdischen Allgemeinen vom 24. September 2020.

USA

Betrug mit Corona-Hilfen? Jewish Voice for Peace zahlt mehr als halbe Million Dollar zurück

Um einer Verurteilung zuvorzukommen, zahlt die Organisation freiwillig 677.634 Dollar

von Ralf Balke  15.01.2025

Kalifornien

»Es ist okay, nicht okay zu sein«

Wie die jüdische Gemeinschaft in Los Angeles mit den verheerenden Bränden umgeht – ein Zeugenbericht

von Jessica Donath  13.01.2025 Aktualisiert

Essay

Ritt ins Verderben

Gedanken eines österreichischen Juden zu einer möglichen Kanzlerschaft des Rechtsextremisten Herbert Kickl

von Vladimir Vertlib  12.01.2025 Aktualisiert

Frankreich

Zuflucht vor Mobbing

Weil die Zahl antisemitischer Vorfälle dramatisch steigt, nehmen immer mehr jüdische Eltern ihre Kinder von öffentlichen Schulen und schicken sie auf private. Eine Erkundung in Paris

von Florian Kappelsberger  12.01.2025

Polen

Duda würde Netanjahu nicht verhaften lassen

Am 27. Januar jährt sich die Befreiung von Auschwitz zum 80. Mal. Kommt der israelische Ministerpräsident trotz eines Haftbefehls gegen ihn?

 09.01.2025

Kalifornien

Synagoge fällt Feuern von Los Angeles zum Opfer

Die riesigen Brände gefährden auch jüdische Einrichtungen

 08.01.2025

USA

Welcome to Jiddishland

Nirgendwo sprechen so viele Menschen Jiddisch wie in New York. Und es werden immer mehr. Die Mameloschen hat die Grenzen der chassidischen Communitys längst überschritten

von Jörn Pissowotzki  08.01.2025

Social Media

Elon Musk hetzt wieder gegen George Soros

Der Berater des designierten US-Präsidenten Donald Trump bedient sich dabei erneut der Figur des Magneto aus dem Marvel-Universum

von Ralf Balke  08.01.2025

Interview

»Die FPÖ gilt als Prototyp des Rechtspopulismus«

Demokratieforscher Simon Franzmann über den Rechtsruck in Österreich

von Michael Grau und Daniel Behrendt  08.01.2025