Der extrem rechte Publizist Éric Zemmour hat erwartungsgemäß seine Kandidatur für die französische Präsidentschaftswahl im April erklärt. Der 63-Jährige, der in Wahlumfragen zeitweise sogar auf Platz zwei hinter Präsident Emmanuel Macron rangiert hatte, erklärte sich am Dienstag in einer Videobotschaft zum Kandidaten für die Wahl.
Frankreich sei nicht mehr Frankreich, es gebe ein Gefühl der Enteignung und man müsse sich gegen einen Austausch der Bevölkerung wehren, sagte der umstrittene Populist. Zemmour kritisierte außerdem die EU und forderte, Migranten müssten sich in Frankreich anpassen.
Zemmour gehört keiner Partei an und macht mit seiner Kandidatur der Rechtspopulistin Marine Le Pen Konkurrenz, die für das Rassemblement National antritt. Inzwischen liegt Le Pen in den Wahlumfragen wieder vor Zemmour, der zuletzt bei einem Besuch in Marseille von einer protestierenden Menschenmenge empfangen worden war.
Der Autor und Journalist Zemmour wurde mehrfach wegen rassistischer Äußerungen verurteilt. Trotz provokanter und rechter Aussagen in den letzten Monaten erlangte Zemmour große öffentliche und mediale Aufmerksamkeit, sicher auch wegen seines Erfolgs in den Umfragen.
Geboren 1958 in Montreuil, stammt er aus einer jüdisch-algerischen Familie, die 1952 nach Frankreich ausgewandert ist. Ungern bezeichnet er sich als »arabischen Juden« – er bevorzugt stattdessen die Bezeichnung »berberischer Jude«. Obschon algerische Juden seit dem Décret Crémieux französische Staatsbürger sind, gilt dieses Statut der Familie nicht als Selbstverständlichkeit.
Präsident Emmanuel Macron, dessen Kandidatur für eine zweite Amtszeit als sicher gilt, liegt in Umfragen mit einer Unterstützung von 25 bis 27 Prozent bislang klar vorne. Im zweiten Wahlgang würde - wie es aktuell aussieht - erneut Le Pen zur Herausforderin des europa- und wirtschaftsfreundlichen Präsidenten. Sie liegt in Umfragen bei rund 20 Prozent, Zemmour bei 12 bis 15 Prozent.
Nach den Befragungen keine große Rolle spielen werden wohl die Sozialisten, die mit François Hollande von 2012 bis 2017 den Präsidenten stellten. Für sie tritt die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo an, die zwar Bekanntheit genießt, in Umfragen aber um die fünf Prozent dümpelt. Und auch der polternde Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon, der zum dritten Mal für das Präsidentenamt kandiert, kommt nur auf neun Prozent Unterstützung.
Die konservativen Republikaner bestimmen erst in den nächsten Tagen, wen sie für das Spitzenamt ins Rennen schicken. Unter anderem hat der ehemalige EU-Chefunterhändler für den Brexit, Michel Barnier, sein Interesse angemeldet. Alle konservativen Bewerber haben die Migration und innere Sicherheit in den Fokus genommen, beides Themen, mit denen auch Rechtsaußen Zemmour Anhängerscharen in Veranstaltungshallen lockt.
Am höchsten in den Umfragen schneidet bei den Republikanern aktuell mit 14 Prozent Xavier Bertrand ab, derzeit Präsident des Regionalrats von Hauts-de-France. Das konservative Lager hatte zuletzt 2007-2012 mit Nikolas Sarkozy den Präsidenten gestellt. (mit ja)