Geschichte

Eretz Krim von Stalins Gnaden

Seit Ende des 18. Jahrhunderts siedelten Zehntausende zumeist junge Juden auf der Krim. Heute ist weniger als ein Prozent der Bevölkerung jüdisch. Foto: Thinkstock

Seit der Antike leben Juden auf der Krim. Lange war die Halbinsel auch ein Zentrum der Karäer. Seit Ende des 18. Jahrhunderts, nachdem das russische Zarenreich die Halbinsel erobert hatte, siedelten Zehntausende zumeist junge Juden in der Region. Aus Sorge um die antikommunistische Grundeinstellung vieler Krimtataren, Ukrainer und Deutscher auf der Halbinsel beschloss die sowjetische Führung in Moskau Anfang der 20er-Jahre, auf der Krim Juden anzusiedeln, ihnen Land zu geben und die Aussicht auf Autonomie zu fördern. Unterstützt wurde der Plan von amerikanisch-jüdischen Hilfsorganisationen.

Es entstanden jüdische Kolchosen mit jiddischen Namen wie Fraydorf oder Fraylebn, andere trugen hebräische oder russische Bezeichnungen, die übersetzt Einheit, Freiheit oder Sieg bedeuteten. Die Kinder gingen in jiddische Schulen und lernten Marxismus, Mathe und Landwirtschaft.

Mähdrescher Die Erwachsenen fuhren moderne Traktoren, die die amerikanischen Philanthropen geschickt hatten. »Den ersten Mähdrescher gab es in der jüdischen Kolchose, die Tataren kamen und starrten ihn an«, erinnert sich eines der ehemaligen Mitglieder. Das Interview mit dem Bewohner führte der amerikanische Historiker Jeffrey Veidlinger als Teil eines von 2002 bis 2010 laufenden Oral-History-Projekts. Der Professor von der University of Michigan berichtete kürzlich von seinen Erkenntnissen im jüdischen Online-Magazin »Tablet«.

Veidlinger war überrascht von den positiven Erinnerungen, die die ehemaligen Mitglieder haben – obwohl viele nicht freiwillig in die Kolchosen eintraten. Der jüdische Kommunist Mosche Litwakow soll gar von einem sowjetischen Palästina geschwärmt haben. Eine jüdische Heimstätte auf der Krim? Der Historiker Arno Lustiger verwies freilich schon 1998 in einem Buch darauf, dass sich die örtliche Bevölkerung gegen die jüdischen Siedler wandte und der Platz für ein eigenes Territorium ohnehin nicht ausreichte.

Schließlich endete 1932 auch die Unterstützung aus Moskau, als man das fernöstliche Birobidschan zum neuen Siedlungsgebiet für Juden erkor. Nach der deutschen Besatzung während des Zweiten Weltkriegs, der Rückeroberung der Krim durch die Rote Armee und dem antisemitischen Furor des Stalinismus Anfang der 50er-Jahre ist heute weniger als ein Prozent der Bevölkerung der Krim jüdisch.

Großbritannien

Lady Berger und Lord Katz

Zwei jüdische Labour-Abgeordnete wurden zu Mitgliedern des Oberhauses ernannt

von Daniel Zylbersztajn-Lewandowski  29.01.2025

Australien

Sydney: Polizei vereitelt Sprengstoffanschlag auf Synagoge

In Sydney wurde ein mit Powergel beladener Wohnwagen sichergestellt - zu den Hintergründen wird noch ermittelt

 29.01.2025

Berlin

Wie ein Holocaust-Überlebender aus der Ukraine auf Deutschland blickt

Er überlebte den Holocaust - und muss nun erleben, wie seine Heimatstadt Odessa von Russland bombardiert wird. An diesem Mittwoch hat Roman Schwarzman die Chance, im Bundestag einen Appell an den Westen zu richten

von Bernhard Clasen  29.01.2025

Ukraine

Gegen die Gleichgültigkeit

Roman Markovich Shvartsman hat die Schoa und Stalin überlebt. Heute leidet er unter Russlands Krieg gegen die Ukraine. Am Mittwoch spricht er zum Holocaust-Gedenktag im Bundestag

von Stefan Schocher  29.01.2025

Großbritannien

Deutscher wird neuer Chefredakteur des »Jewish Chronicle«

Daniel Schwammenthal (57) soll die Führung der ältesten jüdischen Zeitung der Welt übernehmen

von Michael Thaidigsmann  29.01.2025

New York/Washington D.C.

Ehemann von Kamala Harris arbeitet wieder als Anwalt

Als erster »Second Gentleman« der USA übernahm Doug Emhoff Aufgaben im Weißen Haus, die bis dahin Frauen zugefallen waren. Nun heuert der Jurist wieder bei einer Kanzlei an

 28.01.2025

Gedenken zur Befreiung des KZ Auschwitz

»Beenden Sie das!«

Einer der letzten Überlebenden fordert Staats- und Regierungschef auf, den »Tsunami des Antisemitismus« zu beenden

von Corinna Buschow  27.01.2025

Gesellschaft

Autorin Honigmann kritisiert Bild des Judentums in Europa

Judentum ist nicht das, was Nichtjuden sich vorstellen - darauf macht eine jüdische Autorin aufmerksam. Nach 1945 habe es zu wenig Interesse an den Berichten jüdischer Opfer gegeben, kritisiert sie. Mit einer Ausnahme

von Nicola Trenz  24.01.2025

Medien

Michel Friedman ist neuer Herausgeber des »Aufbau«

Die Zeitschrift »Aufbau« erfindet sich mal wieder neu. Diesmal soll Michel Friedman das 90 Jahre alte Blatt modernisieren. Der Journalist und Autor hat viel vor

von Sophie Albers Ben Chamo  23.01.2025