Sexueller Missbrauch

Epstein-Skandal holt Prinz Andrew erneut ein

Seine Verwicklung in den Missbrauchsskandal um Jeffrey Epstein kostete Prinz Andrew Ansehen und Ehrentitel. Doch immerhin schien der Fall für den Palast abgeschlossen. Bis jetzt

von Benedikt von Imhoff  09.01.2024 11:29 Uhr

Gerichtsdokumente um Jeffrey Epstein und Ghislaine Maxwell bringen Prince Andrew erneut in die Bredouille Foto: picture alliance / Photoshot

Seine Verwicklung in den Missbrauchsskandal um Jeffrey Epstein kostete Prinz Andrew Ansehen und Ehrentitel. Doch immerhin schien der Fall für den Palast abgeschlossen. Bis jetzt

von Benedikt von Imhoff  09.01.2024 11:29 Uhr

Den Start ins neue Jahr dürfte sich König Charles III. deutlich angenehmer vorgestellt haben. Doch die Schlagzeilen am letzten Freitag deuten an, dass es stürmisch werden könnte für den britischen Monarchen. »Royale Schande«, titelte das Boulevardblatt »Sun«, das eigentlich als äußerst palastnah gilt. Im Fokus einmal mehr: Prinz Andrew, skandalumwehter Bruder des Königs.

69 Mal, so haben britische Medien nachgezählt, taucht der 63-Jährige in den Dokumenten auf, die ein US-Gericht jüngst zum Missbrauchsskandal um den Multimillionär Jeffrey Epstein veröffentlichte. Dass Andrew nicht nur beiläufig in Verbindung mit Epstein stand, ist seit langem bekannt. Eine Zivilklage der US-Amerikanerin Virginia Giuffre, die ihm vorwarf, sie vor gut 20 Jahren als Minderjährige missbraucht zu haben, wehrte er in einem außergerichtlichen Vergleich ab. Angeblich gegen Zahlung von mehreren Millionen Pfund. Nach eigener Aussage kannte er die Frau nicht.

Damit schien der Fall bei den Akten zu liegen. Zuletzt ließ sich Andrew, dem seine Mutter Queen Elizabeth II. wegen der Verwicklung die Ehrentitel gestrichen hatte und der jahrelang kaum in der Öffentlichkeit auftauchte, sogar wieder auf Plaudereien mit Royals-Fans ein. Gemeinsam mit dem Rest der königlichen Familie zog er zum weihnachtlichen Gottesdienst. Dass seine Ex-Frau Sarah »Fergie« Ferguson erstmals seit Jahrzehnten ebenfalls dabei war, nährte Spekulationen über einen umfassenden Neuanfang.

Veröffentlichte Gerichtsdokumente beenden Andrews Neuanfang jäh

Doch nun platzen die Gerichtsdokumente in die Phase der Entspannung. In ihnen werden Details zu Vorwürfen gegen Andrew wegen sexuellen Missbrauchs von zwei jungen Frauen genannt. Der Prinz weist die Vorwürfe seit jeher strikt zurück.

Die Gerichtsdokumente, die Hunderte Seiten umfassen, stammen aus einem Zivilstreit zwischen Giuffre und Maxwell. Eine Namensnennung bedeutet dabei nicht, dass die Person aktiver Teil des Missbrauchsnetzwerks um Epstein war, sondern zunächst nur, dass der Name in dem Zivilprozess fiel.

Doch die detaillierten Vorwürfe gegen Andrew, die diese Dokumente nahelegen, führen nun zu einem neuen Aufschrei in der britischen Öffentlichkeit. Sogar Premierminister Rishi Sunak wurde zum Fall befragt, äußern wollte er sich aber nicht.

Charles stehe unter gewaltigem Druck, Andrew zu bestrafen, schrieb die »Sun«. »Der König wäre klug beraten, die Verbindung zu seinem Bruder vollständig abzubrechen«, sagte sein Biograf Robert Jobson dem Blatt. »Andrew ist eine Belastung, und dieser Skandal geht nicht weg.« Für den Royals-Experten Phil Dampier sind die neuesten Veröffentlichungen »der letzte Sargnagel«. »Falls Andrew den Gedanken gehegt hat, er könnte irgendwann zurückkommen, hat das diese Hoffnungen zerstört.«

Druck auf den König wächst

Doch welche Möglichkeiten hat der König? Schon seit Jahren ist Andrew kein »working royal« mehr, der im Namen der königlichen Familie offizielle Termine wahrnimmt. Die »Daily Mail« zitierte Quellen aus dem Palast, er werde nun auf keinen Fall mehr in den engen Kreis zurückkehren. Der König werde zudem existierende Pläne mit Nachdruck vorantreiben, seinen Bruder aus dem großzügigen Domizil Royal Lodge auf Schloss Windsor zu werfen und ihn in das kleinere Frogmore Cottage umzuziehen, das zuletzt Charles‹ jüngerer Sohn Prinz Harry genutzt hatte.

Doch das gilt eher als symbolischer Schritt. Schon tauchen erste Forderungen auf, der König solle dem Achten der britischen Thronfolge den Titel Herzog von York entziehen.

Der Palast steht unter Handlungsdruck. Ohne Reaktion dürfte der Fall vor allem Monarchiegegnern in die Hände spielen. Sie sehen sich ohnehin im Aufwind, da in Umfragen seit dem Tod von Queen Elizabeth der Unmut über die Institution wächst. Die Organisation Republic zeigte Andrew nun bei der Londoner Polizei an - die aber zunächst keine Ermittlungen aufnahm. »Sollten uns neue und relevante Informationen zur Kenntnis gebracht werden, werden wir diese wie bei jeder Angelegenheit bewerten«, hieß es.

Republic-Chef Graham Smith aber fordert Antworten. Schließlich sei Andrew zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Taten ein aktives Mitglied der Royal Family sowie Sonderbeauftragter der britischen Regierung für internationalen Handel gewesen. Smith wittert eine Ausnahme für den Royal: Gegen jeden anderen Beschuldigten würde ermittelt werden.

Chabad

Gruppenfoto mit 6500 Rabbinern

Tausende Rabbiner haben sich in New York zu ihrer alljährlichen Konferenz getroffen. Einer von ihnen aber fehlte

 02.12.2024

Marokko

Drahtseilakt

Das Land ist Heimat der größten jüdischen Gemeinschaft in der arabischen Welt. Wie erlebt sie die Folgen des 7. Oktober 2023?

von Ralf Balke  01.12.2024

Schweiz

Säkularisierungstrend in der Schweiz - Stabile Zahlen in der jüdischen Gemeinschaft

Die Zahl religiöser Gruppen in der Schweiz sinkt. In der jüdischen Gemeinschaft sind die Zahlen konstant

 29.11.2024

Großbritannien

Über den eigenen Tod selbst bestimmen?

Ein Gesetzentwurf soll die Sterbehilfe ermöglichen. Das führt zu Diskussionen, auch innerhalb der jüdischen Gemeinschaft

von Daniel Zylbersztajn-Lewandowski  29.11.2024

USA

Junger Israeli in Memphis erschossen - Eltern vermuten Hassverbrechen

Die Polizei geht von Raubmord aus, doch die Eltern des Opfers vermuten ein anderes Motiv

 29.11.2024

USA

Frum auf High Heels

Die Influencerin Ellie Zeiler jettet um die Welt – neuerdings auch mit Siddur im Gepäck. Millionen verfolgen in den sozialen Medien, wie die junge Frau die Religion für sich entdeckt

von Nicole Dreyfus  28.11.2024 Aktualisiert

Mexiko

Präsidentin Sheinbaum droht Trump mit Reaktion auf Sonderzölle

In einem offenen Brief verteidigt Sheinbaum die von Mexiko betriebene Migrationspolitik

 27.11.2024

Dubai

Emirate melden Festnahmen im Mordfall eines Rabbiners

Israels Außenministerium spricht von einem antisemitischen Terrorakt

von Arne Bänsch  24.11.2024

Osteuropa

Mehr Schein als Sein

Länder wie Polen, Litauen oder Ungarn geben sich derzeit als besonders israelfreundlich und sicher für Juden

von Alexander Friedman  24.11.2024