Saint-Etienne-du-Rouvray

Entsetzen nach Attentat

Die Polizei sichert den Tatort im nordfranzösischen Saint-Etienne-du-Rouvray. Foto: dpa

In die Kirche des nordfranzösischen Saint-Etienne-du-Rouvray sind während der Messe am Dienstagmorgen zwei bewaffnete Männer durch einen Hintereingang eingedrungen. Wie französische Medien berichteten, nahmen sie mehrere Menschen als Geiseln und ermordeten den 84-jährigen Priester. Eine der Geiseln wurde lebensgefährlich verletzt, die übrigen drei blieben unversehrt. Einer Ordensschwester gelang die Flucht. Sie habe die Polizei informiert, berichtete »France Info«. Bei einem Schusswechsel mit der Polizei vor der Kirche sind die beiden Geiselnehmer getötet und ein Polizist verletzt worden.

Francis Kalifat, Präsident des Conseil Représentatif des Institutions Juives de France (CRIF), der Dachorganisation der Juden in Frankreich, hat mit großem Entsetzen auf das Attentat reagiert: »Der CRIF sieht in dieser Tat eine neue Dimension des Terrorismus in Frankreich.« Den Angehörigen und den französischen Kirchen drückte Kalifat sein Beileid aus. Nach den vielen Attentaten in den vergangenen Wochen müssten die Behörden nun schnell auf diese Notsituation reagieren.

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, sagte in einem Statement: »Der Vorfall in der Normandie erschüttert uns. Wir sind mit unseren Gedanken und Gebeten bei den Verletzten und unseren christlichen Freunden in Frankreich. Die Religionen dürfen sich nicht gegeneinander aufhetzen lassen. Im Gegenteil: Gerade jetzt müssen wir zusammenstehen und unsere gemeinsamen Werte wie die Achtung vor dem Leben verteidigen.«

Beileid Auch der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, verurteilte die Tat auf das Schärfste. In einer Presseerklärung hieß es, dies sei »ein monströser und schrecklicher Mord, der sich gegen unschuldige Menschen in einem Gotteshaus gerichtet habe«. Lauder übermittelte dem Papst und der Führung der katholischen Kirche in Frankreich das Beileid aller Juden. Jeden Tag machten die Terroristen der Welt deutlich, dass ihnen nichts heilig ist, dass sie vor keinem abscheulichen Angriff auf die grundlegendsten Werte unserer Gesellschaft zurückschrecken würden, so Lauder.

Lauder betonte, dies sei kein Krieg zwischen Religionen, sondern ein Krieg zwischen Gut und Böse. »Wir müssen gegen diese große Bedrohung zusammenstehen. Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen und müssen unsere Freiheit – die Freiheit des Glaubens mit inbegriffen – in Ehren halten.« ja/epd

Diplomatie

Israel und Irland: Das Tischtuch ist zerschnitten

Politiker beider Länder überhäufen sich mit Vorwürfen. Wie konnte es so weit kommen?

von Michael Thaidigsmann  18.12.2024

Paris

Phantom einer untergegangenen Welt

Eine neue Ausstellung widmet sich der Geschichte und Rezeption des Dibbuks

von Sibylle Korte  18.12.2024

Bern

Schweiz will mit neuem Gesetz gegen Nazi-Symbole vorgehen

In der Schweiz wurde ein Anstieg von antisemitischen Vorfällen beobachtet. Nun soll es einfacher werden, das öffentliche Zeigen von NS-Symbolen zu bestrafen

von Albert Otti  16.12.2024

Spanien

»Mango«-Gründer Isak Andic stirbt bei Bergunfall

Andic galt als einer der reichsten Männer Spaniens

 15.12.2024

Amsterdam

Spätherbst in Mokum

Einen Monat nach der Hetzjagd auf israelische Fußballfans diskutieren die Niederlande über Antisemitismus. In der jüdischen Gemeinschaft bleibt eine fundamentale Unsicherheit

von Tobias Müller  12.12.2024

Schweiz

Fünf Übergriffe auf Juden an einem Wochenende in Zürich

Die jüdische Gemeinschaft der Schweiz ist zunehmend verunsichert - der Antisemitismus hat ein Allzeithoch erreicht

 11.12.2024

Osteuropa

Der Zauber von Lublin

Isaac Bashevis Singer machte die polnische Stadt im Roman weltberühmt – jetzt entdeckt sie ihr jüdisches Erbe und bezieht es in die Vorbereitungen auf das Europäische Kulturhauptstadtjahr 2029 mit ein

von Dorothee Baer-Bogenschütz  10.12.2024

Sofia

Nach Nichtwahl ausgeschlossen

Bulgarien steckt in einer politischen Dauerkrise - und mittendrin steht ein jüdischer Politiker, den seine Partei jetzt ausschloss

von Michael Thaidigsmann  09.12.2024

Vatikan

Papst Franziskus betet an Krippe mit Palästinensertuch

Die Krippe wurde von der PLO organisiert

 09.12.2024