Nicole Dreyfus

Entfernte Teddybären beugen Antisemitismus nicht vor

Drei Monate sind seit dem 7. Oktober vergangen. Das alles an Brutalität übertreffende Hamas-Massaker tritt immer mehr in den Hintergrund und ist in der öffentlichen Wahrnehmung den palästinensischen Opfern gewichen. Nachdem anfänglich noch regelmäßig der israelischen Geiseln gedacht wurde, redet die Öffentlichkeit nun hauptsächlich von den Toten in Gaza – Zahlen, die übrigens von der Hamas alimentiert und publiziert werden. Wie sehr auf diese Zahlen Verlass ist, wird kaum hinterfragt.

Doch zurück zum öffentlichen Diskurs – und nach Zürich: Um daran zu erinnern, dass sich nach wie vor über 130 Israelis in Geiselhaft der Terrororganisation Hamas befinden, und dass vor allem nach wie vor nicht alle Kinder freigelassen wurden, startete ein 40-jähriger Schweizer am Samstag eine »Teddybären-Aktion« auf dem Zürcher Sechseläutenplatz.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Der Platz vor dem Opernhaus ist ein prominenter Ort für solche Aktionen. Wochenendflaneure kommen nicht umhin, daran vorbeizugehen. Aus Sorge vor antisemitischen Angriffen entfernte jedoch die Stadtpolizei Zürich die für eine Mahnwache aufgestellten Teddybären. Die Behörde teilte danach mit, dass die Plüschtiere entfernt wurden, um die öffentliche Sicherheit, Ruhe und Ordnung zu gewährleisten.

Hinkende Argumentation

»Wir haben die Teddybären vorsorglich eingezogen, um allfälligen antisemitischen Aktionen vorzubeugen«, hieß es in einer Verlautbarung der Polizei. Ein Gesuch für die Aktion sei zudem nicht eingereicht worden. Das wäre ja wenigstens ein guter Grund gewesen. Aber durch Entfernung Antisemitismus verhindern? Die Argumentation hinkt.

Es ist in Zürich offenbar nicht möglich, an die israelischen Geiseln zu erinnern, weil dies Antisemitismus »provozieren« könnte. Dass die Zürcher Polizei zum Schutz vor Antisemitismus solche Aktionen verhindern will, ist vermutlich sogar gut gemeint. Die Tatsache entlarvt aber den allgemeinen Tenor und damit die Motive der radikalen »propalästinensischen« Bewegung - die allzu oft bloß juden- und israelfeindlich ist -, wenn sogar die Zürcher Polizei das Gefühl hat, antisemitische Taten könnten durch die Erinnerung an jüdische Opfer ausgelöst werden.

Dass Initiativen wie die Teddybären auf dem Sechseläutenplatz zum Schutz jüdischer Menschen unterbunden werden müssen, ist nicht nur tragisch, sondern führt auch dazu, dass das Narrativ der propalästinensischen Propaganda den öffentlichen Diskurs immer mehr dominiert.

dreyfus@juedische-allgemeine.de

Fecht-EM

Schweizer Fechter schauen bei israelischer Hymne demonstrativ weg

Nachdem die U23-Mannschaft der Schweizer Fechter gegen Israel protestierte, äußert sich nun der Schweizer Fechtverband und verurteilt den Vorfall

von Nicole Dreyfus  28.04.2025

Großbritannien

Israelfeindliche Aktivisten stören London-Marathon

Mitten im London-Marathon kommt es zu einer Protestaktion gegen Israel. Zwei Aktivisten springen auf die Strecke und streuen rotes Pulver

 27.04.2025

Essay

Wir gehen nicht allein

Zum ersten Mal hat unsere Autorin mit dem »Marsch der Lebenden« das ehemalige KZ Auschwitz besucht. Ein Versuch, das Unvorstellbare in Worte zu fassen

von Sarah Maria Sander  27.04.2025

Frankreich

Serge Klarsfeld: »Wir müssen vorbereitet sein«

Der Holocaust-Überlebende und Nazi-Jäger hat in »Le Figaro« einen dringenden Appell veröffentlicht und erneut für rechte Parteien geworben. Das Judentum sei bedrohter denn je, glaubt er

 25.04.2025

USA

Sharon Osbourne vs. die Anti-Israel-Popkultur

Rock-Veteranin Sharon Osbourne hat sich mit dem irischen Rap-Trio Kneecap angelegt, das offensichtlich meint, mit Hassrede gegen Israel seine Fanbase vergrößern zu können

von Sophie Albers Ben Chamo  25.04.2025

KZ-Gedenkstätte Auschwitz

Israels Präsident Isaac Herzog und Eli Sharabi beim »Marsch der Lebenden«

Auf dem Weg von Auschwitz nach Birkenau sind diesmal auch ehemalige israelische Geiseln der Hamas dabei. Israels Präsident Herzog erinnerte an die weiterhin in Gaza gefangen gehaltenen israelischen Geiseln

 24.04.2025

Griechenland

Restauration des Grauens

In Thessaloniki werden zwei Eisenbahnwaggons aus der Nazizeit restauriert. Zur Erinnerung daran, was 50.000 Menschen angetan wurde

von Wassilis Aswestopoulos  24.04.2025

Tod von Papst Franziskus

Warum Israels Regierung nicht kondoliert hat

Die Hintergründe

von Michael Thaidigsmann  23.04.2025

Ungarn

Die unmögliche Geige

Dies ist die zutiefst berührende Geschichte eines Musikinstruments, das im Todeslager Dachau gebaut und 70 Jahre später unweit vom Balaton wiedergefunden wurde

von György Polgár  23.04.2025