Hand in Hand mit seiner Frau Judy trat Alan Gross vergangenen Mittwoch, nur wenige Stunden, nachdem er in den USA gelandet war, in Washington vor die Presse. Der 65-Jährige, der in Kuba fünf Jahre in Haft gesessen hatte, stieß einen tiefen Seufzer aus, wünschte ein frohes Chanukka und dankte all jenen, die an seiner Freilassung mitgewirkt hatten.
Gross war am 3. Dezember 2009 in Havanna festgenommen worden. Er soll im Auftrag der US-Entwicklungshilfeagentur USAID Laptops, Mobiltelefone und satellitengestütztes technisches Equipment an Kubas kleine jüdische Gemeinde verteilt haben. Die allerdings erklärte, es gebe keinerlei Verbindung. USAID ist – von der amerikanischen Regierung mit Millionensummen unterstützt – immer wieder in Aktivitäten gegen die kubanische Regierung verwickelt. Wegen Spionage wurde Gross zu 15 Jahren Haft verurteilt.
Vergangene Woche nun ließ die kubanische Regierung Gross aus »humanitären Gründen« frei. Zuletzt hatte er mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und Selbstmordabsichten geäußert. Er glaubte an seine Freilassung erst, als er seine Frau in Begleitung von US-amerikanischen Kongressabgeordneten auf dem Flughafen von Havanna erblickte.
Annäherung Hatten die USA Gross’ Inhaftierung immer als »wichtiges Hindernis« für eine Verbesserung des Verhältnisses zu Kuba bezeichnet – beide Länder hatten 1961 die diplomatischen Beziehungen abgebrochen –, wurde seine Freilassung nun zum Ventil für die historische Annäherung beider Länder, die US-Präsident Obama und Kubas Staatschef Raúl Castro, kaum dass Gross in Washington gelandet war, verkündeten. Gross befürwortet die Neuausrichtung der Beziehungen. »Ich hoffe, dass wir über die gegenseitige kriegerische Politik hinwegkommen«, sagte er vor Journalisten.
Für seine Familie kehrt Gross nach Hause zurück. Für die Welt aber endet ein mehr als 50 Jahre andauernder diplomatischer Konflikt, eines der letzten Relikte des Kalten Krieges.